Was ich lese: Heinrich Steinfest

Eigentlich mag ich Lyrik nicht. Aber ich mag eigentlich auch den Sommer nicht, weil da die Städte glühen und die Häuser dampfen und man in der Nacht auf dem Bett wie dieser Kafkakäfer herumzappelt.

Eigentlich mag ich Lyrik nicht. Aber ich mag eigentlich auch den Sommer nicht, weil da die Städte glühen und die Häuser dampfen und man in der Nacht auf dem Bett wie dieser Kafkakäfer herumzappelt. Im Schwimmbad freilich ist der Sommer ein Traum.

Und mitunter landen Gedichtbände auf meinem Tisch von solcher Schönheit, dass meine Lyrikverachtung in sich zusammenfällt. Ganz kleinlaut wird. Froh um die Sonne, die einem nach dem Besuch des Schwimmbeckens auf die Haut brennt.

Es sind derzeit zwei Bände, die auf meinem Tisch liegen und mir ein gutes Sommergefühl bescheren. Eine Sammlung von W. H. Audens Poems, links auf Englisch, rechts auf Deutsch: Auden – Mayröcker, Auden – Jandl, Auden – Hilde Spiel, Auden – Erich Fried (Poems – Gedichte. Zweisprachige Ausgabe, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1976). Famose Art, Englisch zu lernen.

Der andere Band ist mir schon lange ans Herz gewachsen (und es hat ja etwas für sich, sich manche Bücher als rettende Herzschrittmacher vorzustellen): Meine abenteuerlichen Schriften von Edmund Mach (hrsg. von Uwe Schütte; Picus Verlag). Als ich vor Jahren einmal Machs Gedichte im deutschen Fernsehen empfehlen wollte, sagte man mir, es sei nicht so günstig, wenn ein ziemlich unbekannter Autor das Buch eines ziemlich unbekannten Autors vorschlage.

Nun gut, ich hoffe, die Zeiten haben sich ein bisserl geändert. Jedenfalls kann ich sagen: Machs Gedichte sind eineSchwalbe, die durchaus in der Lage ist, einen Sommer zu machen, einen guten. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2014)

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