Was ich lese - Sabine Breitwieser

Direktorin des Museums der Moderne in Salzburg

Ich lese derzeit Bücher von Etel Adnan, einer wunderbaren Schriftstellerin und Malerin. Etel Adnan wurde 1925 in Beirut als Tochter einer (christlichen) Griechin und eines (muslimischen) Syrers geboren. Neben Beirut lebte sie auch in New York und in Sausalito bei San Francisco. Heute ist sie mit ihrer Partnerin Simone Fatal vorwiegend in Paris zu Hause, weil sie von dort aus per Bahn gut reisen kann.

Ich liebe ihr Buch Arabische Apokalypse aus dem Jahr 1980, das Suhrkamp aus dem Französischen übersetzen ließ und 2012 herausbrachte. Dieses Buch besteht nicht nur aus Texten, sondern auch aus Zeichen und Zeichnungen, die mit dem Text verwoben sind. Adnan bekräftigt mehrfach, dass sie als Malerin nicht vom Schreiben, allerdings als Autorin vom Malen gelernt habe.

Ihr bekanntestes Buch ist Sitt Marie-Rose. Eine libanesische Geschichte(Suhrkamp). Sie schildert darin am Beispiel der Geschichte einer libanesischen Christin, Sitt Marie-Rose, die palästinensische Flüchtlinge unterstützt, die Grausamkeiten des libanesischen Bürgerkriegs in den 1970er-Jahren.

Etel Adnan hat Philosophie gelehrt und parallel zu ihrer Schriftstellerei als Kulturjournalistin gearbeitet. Daneben hatsie ein heute viel beachtetes Werk als bildende Künstlerin geschaffen. Auch wenn Adnan betont, die Schriftstellerei und Malerei wären für sie nicht wechselseitig befruchtend verlaufen, wird doch deutlich, wie beide miteinander verwoben sind. Dabei schöpft sie ihre Arbeitsweise wiederum aus Kulturen, in denen Text und Zeichen nicht getrennt erlebt werden.

Im Herbst dieses Jahres wird die Arbeit von Etel Adnan in einer großen Ausstellung am Museum der Moderne Salzburg gewürdigt. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2014)

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