Was ich lese: Gerald Szyszkowitz

In der Weihnachtszeit habe ich wochenlang in einem einzigen Roman gelesen, in Krieg und Frieden von Leo Tolstoi (Deutscher Taschenbuch Verlag, München).

In der Weihnachtszeit habe ich wochenlang in einem einzigen Roman gelesen, in Krieg und Frieden von Leo Tolstoi (Deutscher Taschenbuch Verlag, München). Ich muss gestehen auch deshalb, weil in diesem Buch an entscheidender Stelle ein Admiral Schischkow auftritt, den wir zu unserer erweiterten Familie zählen.

Begeistert hat mich die neue Übersetzung von Barbara Conrad. Barbara Conrad ist mit den Erzähltechniken des genialen russischen Romanschreibers aufs Äußerste vertraut, und in ihrer Übersetzung – und das hat mich wirklich beeindruckt – hört man den Meister selbst.

Ein anderer Autor, auf den ich als Theatermensch immer wieder zurückgreife, ist Arthur Schnitzler. Seine Theaterstücke (erschienen im Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/Main) sind von einem speziell österreichischen Lokalkolorit gesättigt. Richard Alewyn etwa sagt, es gäbe keine Dichtung, in der mehr Wiener Luft wehen würde. Hinzu kommt, dass die Themen, die Schnitzler aufgreift, nichts an Aktualität verloren haben. Sie haben damals betroffen gemacht, und sie berühren heute noch genauso.

Man denke etwa an die Frauenfiguren, die er mit feiner Psychologie zeichnet und: Heute wie damals auch schon kann man an den Konventionen einer Gesellschaft zerbrechen, die der Individualität und dem eigenen Schicksal keinen Raum zur Entfaltung lässt. Die Bühne ist vielleicht eine andere.

Apropos Bühne: Ich werde Schnitzler im Speziellen die Sommerspiele im Schloss Hunyadi widmen, mit deren Leitung ich seit heuer betraut bin. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)

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