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Direktorin des Kunst Hauses Wien.

Das fotografische Werk der beiden Ausnahmefotografen Lillian Bassman und Paul Himmel zeigt eine ungewöhnliche künstlerische Symbiose und öffnet den Blick auf zwei herausragende fotografische Positionen des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeit wurde in einem wunderbaren Katalog (Kehrer Verlag) erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet und dargelegt.

Die Autoren Ingo Taubhorn und Holger Liebs und andere stellen das Gemeinsame des fotografischen Lebenswerks der Künstler in Wechselbeziehung zueinander, zeigen aber auch jene Phasen auf, in denen beide fotografisch getrennte Wege beschritten, um sich wiederum bei experimentellen fotografischen Versuchen zu treffen.

Lillian Bassmans fotografische Vision femininer Eleganz entspringt ihrer Kenntnis der Kunstgeschichte, im Speziellen der Malerei des Manierismus. Ihr fotografisches Werk muss auch vor dem Hintergrund ihrer Arbeit als Art-Direktorin bei „Harper's Bazaar“ gesehen werden, die ihren ästhetischen Blick formte.

Paul Himmels Werk ist geprägt von uneingeschränkter Experimentierfreude. Seine Arbeit entwickelte sich von der Modefotografie immer mehr hin zur künstlerischen Fotografie. Es ging ihm um das Festhalten und die Sichtbarmachung von Bewegung im Bild. Seine fotografischen Studien, wie „Grand Central“ und seine Aufnahmen vom „New York City Ballett“, sind Highlights der Fotografie des 20.Jahrhunderts.

Der Katalog ist ein Glücksfall, er liest sich wie ein Roman; die Lebens- und Arbeitsbeziehung von Lillian Bassman und Paul Himmel – sie waren 77 Jahre ein Paar – ist interessant, spannend und inspirierend. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2014)

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