Was ich lese

Schauspieler, Musiker, Kabarettist und Regisseur

[ Foto: Clemens Fabry ]

Michel Houellebecq und sein neues Buch Unterwerfung (DuMont Buchverlag) waren in den vergangenen Wochen heiß umstrittene Diskussionsgrundlage in der Betrachtung der Frage, wie weit sich ein Künstler in seinen Gedankenspielen wagen darf. Möge ich bald den zeitlichen Freiraum haben, es zu lesen!

Vor zehn Jahren ist Houellebecqs Zukunftsroman Die Möglichkeit einer Insel (DuMont Buchverlag) erschienen; ich habe es vor Kurzem wieder aus dem Bücherregal genommen und war fasziniert wie beim ersten Mal. Houellebecq entwickelt die Zukunftsvision eines Neomenschen, der unsterblich ist, indem er sich selbst von Generation zu Generation über einen Zeitraum von 2000 Jahren genetisch kopiert und optimiert. Grundlage dafür ist die Mitgliedschaft in einer Sekte im 21.Jahrhundert, die die wissenschaftliche Grundlage und praktische Möglichkeit entwickelt hat, menschliche DNA zu konservieren und damit ihren Mitgliedern Unsterblichkeit zu geben.

Daniel in der 25. Generation der Zukunft lebt völlig von der Außenwelt abgeschirmt, ohne körperlichen Kontakt zu anderen. Kriege und atomare Katastrophen haben zu einer apokalyptischen Welt geführt. Die Erdachse hat sich verschoben, Wasser und Meer sind nur noch spärlich vorhanden. Über die Existenz von Gefühlen, Leidenschaften und Liebe erfährt er aus Botschaften seiner „Vorversionen“. Die Sehnsucht danach ist die Sehnsucht, das Meer rund um die Insel Lanzarote zu erreichen und dafür alles aufs Spiel zu setzen.

Houllebecq erzählt gnadenlos, aber trotzdem voller Poesie. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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