Was ich lese

1968 in Wien geboren, lebt als freier Krimiautor in Niederösterreich
[ Foto: fotowerk aichner]

Als Krimiautor liest man normalerweise die üblichen Verdächtigen wie King, Ludlum oder Fitzek. Aber da ich mich auch für klassische Literatur interessiere, bin ich schon recht früh auf den Roman Die gelbe Tapete (Edition Selene) gestoßen. Er ist für mich aus zwei Gründen interessant: Erstens ist er einer der ersten Psychothriller, der je geschrieben wurde, nämlich 1892, und zweitens wurde er von einer Frau verfasst: Charlotte Perkins Gilman präsentiert in ihrem nur 64 Seiten dünnen Roman die autobiografisch geprägte Geschichte einer psychisch kranken Ich-Erzählerin, die von ihrem Mann unterdrückt wird und schließlich dem Wahnsinn verfällt.

Wichtig für mich als Thriller-Autor ist es aber auch, dass ich meine Portion Humor nicht verliere. Dafür sorgen unter anderem die Bücher von Tommy Jaud. Mein liebstes: Hummeldumm (Scherz), die Geschichte einer Handvoll Touristen aus Düsseldorf, Bayern, Wien und Zürich, die in Namibia eine Safari machen. Witzig ist, dass Jaud seinen Figuren ein so herrlich frisches Leben einhaucht, wobei er die länderspezifischen Eigenheiten aufs Korn nimmt.

Während ich das Buch beim Landeanflug auf Teneriffa las, geriet der Flieger in so heftige Turbulenzen, dass sich sogar die Stewardessen angeschnallt haben. Es war mucksmäuschenstill; doch plötzlich musste ich wegen einer Szene so lauthals lachen, dass mich meine Frau mit dem Ellenbogen in die Seite stieß und „Sei leise!“ zischte. Aber ich konnte nicht aufhören zu lachen, bis schließlich der halbe Flieger mitgelacht hat.

Humor ist eben wichtig – um den Wahnsinn ertragen zu können! ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2015)

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