Es ist fast anmaßend, eine Rezension über eine Autobiografie zu schreiben, aber es ist mir ein Anliegen, auf Hape Kerkelings Der Junge muss an die frische Luft (Piper Verlag) aufmerksam zu machen.
Es ist fast anmaßend, eine Rezension über eine Autobiografie zu schreiben, aber es ist mir ein Anliegen, auf Hape Kerkelings Der Junge muss an die frische Luft (Piper Verlag) aufmerksam zu machen. Das Buch ist so ehrlich und herzlich geschrieben. Der Schreibstil von Hape Kerkeling hat mich in seinen Bann gezogen.
In liebevoller, detailgetreuer Erzählweise berichtet er von seiner Kindheit. Er schafft es, allein durch seine großartige Beschreibung, Personen, die man selbst gar nicht kennt, lebendig zu machen. Man hat das Gefühl, seine ganze Familie gerade kennengelernt zu haben. Sogar sein Pferd wird fast menschlich.
Seine Großmütter müssen fantastische Persönlichkeiten gewesen sein. Lebensweisheiten, die sie Hape Kerkeling mitgegeben haben, kann man wunderbar auf seinen eigenen Lebensweg mitnehmen. Berührend und vorsichtig berichtet er über den Freitod seiner Mutter, der bewegt und erschüttert. Er äußert sich kritisch über Religion, bleibt aber immer höflich. Und er schafft es, fast in jedem Satz eine kleine Pointe unterzubringen.
„Der Junge muss an die frische Luft“ ist eine sehr herzerwärmende, pointierte Biografie, die ich gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Ich war richtig traurig, als ich bei der letzten Seite angelangt war. Man hört Hape Kerkeling fast bei jedem Satz reden, was mich auf die Idee bringt, mir auch das Hörbuch zu besorgen. Ich mag den Schauspieler inzwischen nicht nur als Darsteller und Komödiant, sondern auch als Autor!
Und jetzt freue ich mich auf S. – Das Schiff des Theseus von J. J. Abrams (Kiepenheuer & Witsch), einer der Drehbuchautoren der Fernsehserie „Lost“. ■
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)