Was ich lese

Schauspielerin,
Jahrgang 1976,
lebt in Wien
[ Foto: Robert Pistracher]

Neben meinem Bett stapeln sich wartende Bücher, auf die ich mich freue, wenn ich zwischen Schauspielerei, Mutter sein und den Vorbereitungen für die Präsentation meines Gedichtbandes „Der Rote Hut“, der im November erscheinen wird, Lesezeit finde. Darunter ein Buch meiner Lieblingsautorin Zeruya Shalev, eines von Arno Geiger, eine Kolumnensammlung von Doris Knecht.

Hingegen: Komm, sagte die Katzelese ich täglich, zusammen mit meiner Tochter.Ein Buch, von Mira Lobe geschrieben, von Angelika Kaufmann wunderschön illustriert (G & G Verlagsgesellschaft), das mir als Parabel auf die momentanen gesellschaftspolitischen Umstände erscheint.

Eine Katze kann sich vor einer Überschwemmung auf einen umgestürzten Baum retten. Allen Tieren, die im Wasser treiben, bietet die Katze, mit herzlicher Selbstverständlichkeit, auf ihrem Schiff Asyl. „Das Boot ist voll“: Da taucht noch ein Fuchs auf, der ebenfalls auf Rettung hofft. Die Tiere haben Angst vor ihm und rufen: „Nein, der nicht!“ – „Doch, der auch!“, bestimmt die Katze und holt ihn ebenso auf den Baum.

Zum Glück. Denn nur er weiß, wie man es schafft, wieder an Land zu kommen. Alle Tiere müssen mit ihren Schwänzen in eine Richtung rudern.

Wenige beweisen so viel Mut wie die Katze. Mich berührt, dass die Szene mit dem Fuchs dem Vertrauen der Katze recht gibt. Sie lenkt den Blick auf einen Winkel, der wenig Betrachtung findet, nämlich: dass das Aufnehmen von Menschen aus anderen Kulturen auch Bereicherung, Weiterentwicklung und Wachstum bedeuten kann. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2015)

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