Was ich lese

Schriftstellerin, lebt in Wien, erhielt zuletzt den ALPHA-
Literaturpreis 2015
[ Foto: Anton Peschka ]

Gerade beende ich Jean Zieglers Wir lassen sie verhungern (Aus dem Französischen von Hainer Kober; btb Verlag, München). Die Massenvernichtung der Dritten Welt.Zuvor, ein Zufall, lernte ich über die Länder Afrikas, weiß daher, dass Ouagadougou die Hauptstadt Burkina Fasos ist und dieser Name „Land des aufrichtigen Menschen“ bedeutet. Schreibt Ziegler über Senegal, Benin, Togo, Liberia, Gabun, wandert im Kopf mein Blick auf die Landkarte, formen sich die Namen der Hauptstädte, klingende Namen sind das zu furchtbaren Bildern.

Jack Londons Reportage über dieSlums von London, „The People of the Abyss“ (1903), und Upton Sinclairs Buch über die Arbeit in den Schlachthöfen Chicagos, „The Jungle(1904), den gegenwärtigen Schilderungen Jean Zieglers gegenüberzustellen ist spannend, deprimierend und – für mich – unabdingbar. Nicht hinzusehen ist keine Option.

Das nächste Buch, das ich lesen werde: Das fahle Pferd von Boris Sawinkow (Galiani Verlag, Berlin). Erschienen erstmals 1904. Offensichtlich habe ich ein Faible für Literatur aus dieser Zeit. Zu den aktuelleren deutschsprachigen Büchern, die ich gern gelesen habe, gehören Marianne Jungmaiers „Das Tortenprotokoll“, Ursula Wiegeles „Im Glasturm“, Harald Darers „Wer mit Hunden schläft“.

Beim Lesen von Jean Zieglers Buchüber den Hunger habe ich oft an Adolf Holls Der letzte Christ (Kreuz Verlag, Freiburg) gedacht. Nimm Bitteres für Süßes. Von Holl stammt auch: Die Welt zumNarren halten. Es ist vergriffen, aber ich habe es, und das ist gut so. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2016)

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