Was ich lese: BELLETRISTIK

Kultur- und Sozialanthropologe an
der Akademie der Wissenschaften, Wien
[ Foto: Clemens Fabry ]

Zu jenen Wissenschaftlern gehöre ichwirklich nicht, welche die Nase rümpfen, sobald von Krimis die Rede ist. Unterhaltende Literatur ist Teil des kulturellen Lebens eines bestimmten Sprachraums, einer Region. Für einen Kultur- und Sozialwissenschaftler ist entsprechende Lektüre daher nicht nur ästhetisch mehr oderminder erbauend, sondern auch professionell nützlich und sinnvoll.

Ich kenne also auch gegenüber der sogenannten Trivialliteratur kaum Berührungsängste. Im Gegenteil, gut gearbeitete „Ethno-Krimis“ erweisen sich oft als vortrefflicher Zugang zum populären kulturellen Alltag. Ich vermeide die Lektüre von Übersetzungen aus meiner Erstsprache, dem Englischen. Mein Leben in den USA wurde um viele Facetten bereichert durch Tony Hillermans Krimis mit Joe Leaphorn und Jim Chee von der Navajo Tribal Police („Skinwalkers“, „Listening Woman“) oder durch die Alaska-Stories der indigenen Autorin Dana Stabenow („Whisper to the Blood“).

Ähnlich unverzichtbar sind mir für mein berufliches Vorverständnis des kulturellen Alltags in Asien die Krimis einheimischer Autoren: Qiu Xiaolong ist nicht nur ein hervorragender chinesischerPoet und Literaturwissenschaftler, seine Figur des Shanghaier Inspektors Chen (etwa: „Enigma of China“, „Red Mandarin Dress“) fängt vieles an Chinas komplexer und widersprüchlicher Gegenwart ein.

Mein entsprechender Tip für Südostasien wäre die Singapurer Autorin Shahimi Flint („Inspector Singh investigates“); in Laos und Thailand angesiedelt sind die köstlichen Krimis des seit Jahrzehnten dortlebenden Briten – und früheren NGO-Mitarbeiters – Colin Cotterill (auch seine Texte liegen, wie viele der bereits genannten, in deutscher Übersetzung vor). ■


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Erstellt von den Buchhandlungen der Morawa und Leykam Buch und Medien Gruppe

www.morawa-buch.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)

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