Was ich lese

Künstlerischer Leiter von Wien Modern, geboren 1970 in Thun, Schweiz
[ Foto: Nafez Rerhuf ]

Frisch aus dem Luxemburger Landidyll in den zweiten Wiener Bezirk übersiedelt, schläft der Großteil der Bibliothek noch in Dutzenden meterhoher Kartonstapel – Suchzeit pro Buch bis zu zwei Stunden.

Immerhin gibt es einen Karton der Rubrik „Was ich lese“: 52 Bücher, die am Bauernhof rund um den Nachttisch drapiert waren und die es teilweise auf den neuen Nachttisch geschafft haben. Rémy Zaugg: Das Kunstmuseum, das ich mir erträume, oder Der Ort des Werkes und des Menschen (Verlag für moderne Kunst Nürnberg). Radikales Nachdenken über Räume, schweizerisch langsam, verblüffend. Hans Ulrich Obrist: Kuratieren! (C. H. Beck Verlag). Fast noch anekdotischer als seine Interviewbände, aber lehrreich. Wendy Lesser: Music for Silenced Voices. Shostakovich And His 15 Quartets (Yale University Press). Eine elegante Einstimmung auf die große Simultanaufführung bei Wien Modern am 11. November. Adam Zagajewski: Die kleine Ewigkeit der Kunst. Tagebuch ohne Datum (Hanser Verlag). Manchmal lesen sich unaufgeräumte Autobiografien besser als aufgeräumte. Siegfried Kracauer: Das Ornament der Masse (Suhrkamp Verlag). Kluge Beobachtungen aus der Urzeit der Massenmedien; großartig sein Essay „Kult der Zerstreuung“ von 1926. Jüdisches Wien (Mandelbaum Verlag): zum Ankommen im neuen Grätzl.

Gerade in Druck geschickt, in Kürze auf dem Nachttisch: der 476 Seiten dicke dreibändige Festivalkatalog Wien Modern 2016. Unter anderem auch, um Mario Vargas Llosas über Lithub.com entdeckte „Notes On The Death of Culture“ endlich in Ruhe auf Papier lesen zu können. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2016)

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