Was ich lese

Leiter des Wiener Monats der Fotografie, „Eyes On“

[ Foto: Harry Weber ]

Zumindest in der intensiven Vorbereitungszeit von „Eyes On“ lese ich ja keine Bücher, weil ich hauptsächlich mit dem Redigieren von den Texten zu den über 150 Ausstellungen beschäftigt bin, die wir heuer ins Programm aufgenommen haben. Während des Festivals ist es dann mehr ein Schmökern, zum Beispiel in denKatalogen unserer Partnerstädte im „European Month of Photography“ (EMOP). Da finde ich manchmal Ideen für neue Formate, die wir dann für unsere nächste Ausgabe im November 2018 ausprobieren könnten.

Unsere „Portfolio Review“, bei der an zwei Tagen Fotokünstler und -künstlerinnen auf internationale Experten und Expertinnen treffen, liegt gerade hinter uns, und bei der Gelegenheit werden viele Kataloge und Fotobücher ausgetauscht. Darunter war eine Neuerscheinung, die mich zu meiner eigenen Überraschung zum sofortigen Weiterlesen angeregt hat: 9 von dem in Berlin lebenden Fotografen und Autor Boris von Brauchitsch (Kehrer Verlag). Darin stellt er sich die Frage, wie man als Fotograf der massenhaften Bilderproduktion begegnet.

In einer Art Reisetagebuch hat Boris von Brauchitsch sich eine maximale Reduktion und Verdichtung auferlegt, indem er jedem Ort, der für ihn neu war, dreimal drei Bilder, neun Aufnahmen (daher der Titel des Buches), widmete, die er zu einem strengen Quadrat geordnet und mit einer kleinen literarischen Beobachtung versehen hat.

Einfach faszinierend, wie er sich damit als Verfechter nicht der Sammlung, sondern der Beschränkung darstellt. Ausgelesen! ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.