Zur Gedächtnispsychologie: Woran wir uns warum erinnern

Der gemeinsame Erfahrungsraum einer Generation ist eng an die Populärkultur gebunden. Am Beispiel der Popband „Cream“ erzählt der Gedächtnispsychologe Douwe Draaisma vom „seltsamen Eigenleben unserer Erinnerung“.

Will man sich im Internetrasch über Phänomene des Gedächtnisses und des Erinnerns informieren, so wird man zunächst über Dinge belehrt, die sich bei längerem Nachdenken als eher nebensächlich erweisen. Sicher, für den, der etwas wissen muss, um es in seinem Leben zu etwas zu bringen, der sollte, weil es dafür noch viel zu lernen gibt, über ein gutes Gedächtnis verfügen. Aber dieser Aspekt der Leistung, die Frage also, mit welchen Übungsstrategien man sein eigenes Lernvermögen verbessern kann, deckt eben nur ein sehr eingeschränktes Bedeutungsfeld ab, das für Psychologinnen und Psychologen mit der Funktion der Erinnerung verbunden ist. Um gleich am Großen und Ganzen anzusetzen: Es ist unsere Fähigkeit, Vergangenes mit dem Gegenwärtigen zu verbinden, die letztlich das entstehen lässt, was unsere spezifische Form der menschlichen Lebensgewinnung erst ermöglicht: die Konstituierung einer in sich zusammenhängenden Welt von Sinn und Bedeutung.

Seit Jahren beschenkt uns Douwe Draaisma, Professor für Psychologiegeschichte, mit seinen in alle Weltsprachen übersetzten Sachbüchern, in denen er mit großer Sachkenntnis und überbordendem Erzähltalent in die Geheimnisse und Paradoxien der Gedächtnispsychologie einführt. So in seinem Buch über das Vergessen von 2012, in dem er zeigt, wie sehr jedes Erinnern an etwas an das Vergessen von etwas anderem gebunden ist. Unser Gedächtnis im Alter wird nicht einfach nur schlechter, sondern es gibt auch eine gegenläufige Tendenz: ab 60 etwa,wenn wir uns plötzlich an Details unseres Lebens als junge Heranwachsende erinnern, die in den Jahrzehnten davor – buchstäblich – vergessen waren.

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