Wortspielereien: Der Todessamen

Zum Thema falsch gehörter Sätze gibt es viele Fundstücke aus dem religiösen Bereich. So berichtet die Religionslehrerin Maria Hoyer von der Antwort auf die Frage nach dem Heiligen, der die Tiere so liebte: „Der Franz von der Sissi.“ Und ein Kind betete – und da soll man sich nicht wundern, wenn manche die katholische Religion ängstigt – am Ende des Ave Maria: „Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todessamen.“
Gabriele Burger-Scheidlin berichtet, dass ihr Vater – der Älteste vieler Brüder mit einer Mutter namens Maria – den Anfang immer so verstand: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Knaben.“ Das Angelusgebet beginnt im Original so: „Der Engel brachte Maria die Botschaft – und sie empfing vom Heiligen Geist.“ Unzählige Kinder haben gebetet: „Der Engel brachte Maria die Potschen und sieben Pfennig vom Heiligen Geist.“

Mir hat übrigens einmal jemand erzählt – ich habe leider vergessen, wer –, dass er als Student von Hof zu Hof gegangen sei, um die Hausgebete zu notieren. Manchmal konnten die Bauern den exakten Wortlaut täglich (!) gesprochener Gebete nicht mehr rekonstruieren. Offenbar wussten schon Generationen hintereinander gar nicht mehr, was sie da murmelten.
Und zum Schluss: Michael Steinhuber berichtet, dass im Kindergarten jemand ein Bild von Christi Himmelfahrt gezeichnet hat, mit einem Raumschiff. Im Cockpit: Pontius Pilotus. mip

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2013)

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