Treffer: Nächstenliebe in der Wanne

Der am 13. Juli 2014 in New York verstorbene US-Autor Thomas Berger hat seinen 90. Geburtstag um exakt eine Woche nicht mehr erlebt.

Der am 13. Juli 2014 in New York verstorbene US-Autor Thomas Berger hat seinen 90. Geburtstag um exakt eine Woche nicht mehr erlebt. Er hat ein bedeutendes Werk hinterlassen, etwa den aus vier Bänden bestehenden Romanzyklus um den amerikanischen Soldaten Carlo Reinhart, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin zurechtfinden muss. Bergers bekanntestes Buch allerdings ist ein 1964 erschienener Roman (dessen Titel ein Oxymoron ist)über die Schattenseiten der US-Geschichte. Schon dessen Verfilmung mit einer famosen Mimenschar im Jahr 1970 – da lag das Massaker von US-Truppen im vietnamesischen My Lai erst kurz zurück – sichert ihm ewigen Ruhm.

Hat man vieles erlebt und überlebt, will man wenigstens im Alter seine Ruhe haben – wie Jack Crabb, der als letzter Überlebender einer Schlacht im Jahr 1876 mit seinen 121 Jahren im Altersheim lebt, bis eines Tages ein Reporter in sein friedliches Domizil eindringt. Und von dem Alten wissen will, wie das genau war mit diesen Wilden, mit denen er einige Zeit gelebt hat. Da beginnt Jack Crabb sich zu erinnern und aus seinem wechselvollen Leben („Das geht wirklich auf keine Rothaut“, schrieb damals der „Spiegel“) zu erzählen.

Wie seine Familie bei einem Überfall der Pawnee-Indianer bis auf ihn und seine Schwester ermordet und er auf der Flucht von Cheyenne-Indianern gefunden und im Stamm aufgenommen wurde. Wie es ihm sechs Jahre gut gegangen sei bei diesem. Wie er bei einem Scharmützel des Stamms mit der US-Kavallerie von dieser „als Weißer gerettet“ wurde. Wie er vom Militär dem kinderlosen Ehepaar (er Pastor, sie frustriert) Pendrake übergeben wird. Wie die Mrs. Pendrake das Gebot der christlichen Nächstenliebe eingeengt auf die Situation interpretieren wollte, als er gerade mit seinen 16 Jahren nackt in der Wanne badete. Wie er wieder bei den Indianern landete und dann wieder bei den Weißen; und wie er einen blutrünstigen US-General sah, den sein verdientes Schicksal ereilte. Und wie er später die Mrs. Pendrake an einem unstandesgemäßen Ort wieder traf. Und wie dann alles doch gut für ihn endete. Ein Antiwestern also mit Information und Witz („Mein Meister dabei heißt Samuel Beckett“, meinte der Regisseur dazu). ■


Wer traf in der Verfilmung wen in
der Badewanne? Regisseur des Films?
Von welcher Schlacht ist die Rede?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.