Treffer: Konsumrausch an rauer See

Von Anfang an war sie schlecht auf ihn zu sprechen, dabei hatte er sich so viel Mühe gegeben. Er kam aus archaischen Gefilden herübergeschwommen, möglicherweise handelte es sich um eine alte Meeresgottheit, im Lauf der Geschichte(n) verwandelte er sich in einen populären Bewohner der Nord- und Ostsee.

Sie hingegen stammte aus sehr bescheidenen Verhältnissen, und daher rührte wohl ihre Besessenheit, sich sowohl materiell als auch gesellschaftlich zu verbessern. Immer war sie rastlos und auf der Suche nach Möglichkeiten. Seine Augen hingegen blickten gleichmütig aus einer Seite seines flachen Gesichts, als hätte er schon alles auf dieser und jener Welt gesehen.

Was wünschte sie sich nicht alles! Im Gegensatz zu ihrem Mann, der offenbar nicht auf die Idee gekommen war, sich mit Hilfe des Wasserwesens aus der Enge seiner mühseligen Existenz zu befreien. War das nicht typisch für ihn? Immer zufrieden mit dem wenigen, das sie hatten.

Ein schöneres Haus wollte sie, dann einen Palast. All das ermöglichte ihr das Meereswesen, nur das Wetter wurde immer wilder und die See immer rauer nach jedem ihrer Wünsche. Dann wollte sie König, dann Kaiser und am Ende Papst werden. Eine Frau als Papst. Ihr Mann zitterte. Doch selbst das wurde ihr gewährt. Als sie sich wünschte, wie Gott zu werden, gab der uralte Meeresbewohner w. o. Da konnte er nicht mehr mit.

Ihre Unersättlichkeit wurde ihr nun zum Verhängnis. Er nahm ihr alles wieder ab, was er ihr zuvor geschenkt hatte, so dass sie mit ihrem Mann wieder in ihrer elenden Hütte saß, in dem kläglichen „Pisspott“.

Daher wohl ihr zerrüttetes Verhältnis zueinander seitdem, sowohl zum Mann als auch zu jenem, der ihr so viele Wünsche, nur diesen einen nicht erfüllt hatte: ihm, dem in einem 1977 erschienenen Werk der Prozess gemacht wird. Er muss sich „als Inspirator der patriarchalen Ordnung“ verantworten, obwohl er doch gar nichts dafür konnte, denn „es fing mich ein dummer Junge, der gar nicht begreifen wollte, wen er sich eingefangen hatte“. Über die Auszeichnung „Pascha des Monats“, von einem feministischen Magazin verliehen, durfte sich hingegen der Autor freuen. ■


Wer traf wen? Autor und Titel des 1977
erschienenen Romans? Wie heißt die Zeit-
schrift?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2014)

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