Anfang der Fünzigerjahre saßen siegemeinsam in der Sandkiste, später wurden die beiden „Hallodris“in getrennte Internate geschickt, zwecks Aufweichung ihrer dualen Subversivität, die mitten in der österreichischen Provinz ihre üppigen Blüten trieb.
In der Studienzeit verloren sie sich ein wenig aus den Augen, was sie insofernkompensierten, als sie beschlossen, kabarettistisch und singend aufzutreten. Eine Single und eine LP nahmen sie 1973 gemeinsam auf und tourten durch die Lande. Das Cover der Langspielplatte zeigt den einen mit der wallenden Löwenmähne der Siebzigerjahre und dem obligatorischen Schnurrbart (eigentlich Walrossbart), den anderen schon mit damals etwas schütterem Haar und einem leicht verwilderten Henriquatre.
Der eine blieb im Musikgeschäft, spielte in Vorgruppen zu Deep Purple, Nazareth und Status Quo, schuf sich gleichzeitig ein sicheres pädagogisches Standbein mit gleich vier Unterrichtsfächern, bevor er es in der goldenen Disco-Ära wagte, sich nur auf seine fetzigen Songs und Rockballaden zu verlassen. Diese erklangen mittlerweile auch in den USA, in Brasilien und Argentinien. Der Mann heiratete eine Schönheitskönigin seines Landes und schrieb Drehbücher, „um in Form zu bleiben“.
Der andere ging es etwas ruhiger an, schrieb Erzählungen, dicke und dünne Romane, Hörspiele und heiratete eine Schriftstellerin. Den allgemeinen Romankatzenjammer, der in Österreich herrschte, und den „Avantgarde-Stress“ negierte er durch seinen unbeugsamen Willen zum Erzählen. Sein Durchbruch beim breiten Publikum begann jedoch erst mit einer Reihe im Österreichischen Rundfunk, in der er antike Sagenstoffe und biblische Geschichten auf unnachahmliche Weise –nämlich „dem Tontechniker durch die Scheibe“ – vortrug. 1995 traten der eine und der andere erstmals wieder gemeinsam auf, im „Californien Österreichs“ waren ihre insgesamt 15 Konzerte gänzlich ausverkauft.
Als der Musiker im Terrain des Literaten wilderte und seinen ersten Roman herausbrachte, einen Bestseller, der von ihm selbst verfilmt wurde, entfuhr demLiteraten ein herzhaftes „Du Hundling!“. Ihrer Freundschaft tat das gewiss keinen Abbruch. ■
Wer traf wen? Wer sind die Ehefrauen der beiden? Wie heißt die LP, wie der Debütroman des Musikers?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)