Treffer: Ich kreisch dir was, Liebste

So wirklich verstehen kann das niemand. Ihre Freundinnen fliegen auf breitschultrige, groß gewachsene College-Jungs und sie auf einen etwas älteren, schmächtigen Mann. Ist sie schon als Teenager so klug, dass sie das Genie erkennt, das sich unter den zerzausten Haaren und hinter den komisch karierten Anzügen verbirgt? So wird es wohl sein. Und so schmachtet sie ihn von der Couch aus an, wenn sie mit ihren Eltern vor dem Fernsehgerät sitzt und die ganze Familie über seine Witze lacht.

Es dauert Jahre, bis sie ihm persönlich begegnet. Inzwischen ist sie eine junge Schauspielerin, die oft an sich und ihrem Talent zweifelt. Sie hat eine Rolle im Musical „Hair“ ergattert, das am Broadway läuft. Darin erlangt sie Berühmtheit, weil sie sich als einziges Ensemblemitgliedweigert, nackt aufzutreten. Auch eineForm von Publicity. Ist es dieser Starrsinn, der dem von ihr so verehrten Regisseur und Autor ins Auge sticht? Er engagiert sie für sein neuestes Stück, nicht ahnend, welch emotionalen Sturm er damit auslöst.

Als er seine Hauptdarstellerin auch noch zum Essen einlädt, überwältigt sie die Aufregung. „Alles lief prima“, berichtet sie ihren Eltern nach Kalifornien, „bis ich mit meiner Gabel über den Teller kratzte und ein normales, ich betone:normales Schneidgeräusch machte.“ Was dann passiert, wirft sie vollends aus der Bahn. Ihr Gegenüber springt wie von der Tarantel gestochen auf, hält sich die Ohren zu und beginnt zu kreischen. Verabredung misslungen. „Die ganze Sache war so demütigend.“ Chance verspielt, so ihr fixer Gedanke. Doch ein paar Tage später sind sie ein Paar: zwei schwer neurotische Persönlichkeiten, von Ängsten verfolgt und von ihrem Sinn für Komik gerettet. Sie fallen auf: sie eine große, etwas biestige und eigenwillige Freidenkerin, er klein und zerknittert, aber schlagfertig undvielseitig als Künstler. Und beide auf dem Weg nach oben.

Als die Liebe vorbei ist und die Schauspielerin sich in die Arme eines wahrhaft attraktiven Kollegen wirft, den sie bei den Dreharbeiten zum „Paten“ kennengelernt hat, bleiben sie sich freundschaftlich verbunden. Rübenkopf und Kakerlake, wie sie einander nennen: eines der Dream-Teams des amerikanischen Films. ■


Wer traf wen? Welches später verfilmte Stück brachte die beiden zusammen?
Wer beerbte den Lebensgefährten der Schauspielerin als Geliebter?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)

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