Treffer: Diese Braut denkt mit

Was schenkt man seinem Zukünftigen zur Vermählung? Einem gut situierten, erfolgreichen Mann, der einigeserlebt hat und nicht so schnell zu überraschen ist?

Und der zudem keinen Allerweltsgeschmack hat, sondern, beflügelt von seiner eigenen Begabung als Comiczeichner, in Sachen Kunst ein Experte ist. Die Braut zerbricht sich den Kopf. Da kommt ihr eine Idee, zusammen mit einem befreundeten Galeristen. Vor einiger Zeit hat ihr Lebenspartner einen vielseitigen amerikanischen Künstler kennengelernt, der zum Star herangewachsen ist. Und wenn sie nun versuchen würde, bei diesem ein Porträt zu ordern, als Präsent der ganz besonderen Art?

Der Galerist unterstützt sie nach Kräften. Demnächst soll eine Ausstellung des Amerikaners in Brüssel stattfinden. Eine Gelegenheit für die zwei Männer, sichneuerlich zu begegnen. Und überdies die schönste Weise, das Bild mit einem Tusch zu überbringen. Die Realisierung desProjekts scheint dennoch schwierig. Um es allen Beteiligten etwas leichter zu machen, wird der Ehemann in spe in das Vorhaben eingeweiht. Er zeigt sich begeistert. Und selbst die Zustimmung des Meisters kommt unerwartet schnell: Man möge bitte ein Foto des Modells nach NewYork City schicken, hört man aus seiner „Factory“. So geschieht es.

Als die Bilder zur Brüsseler Ausstellung geliefert werden, holt man unter anderem vier jeweils einen Meter lange und breite Formate aus den Kisten: Die Auftragswerke sind da, Mission gelungen. Bei der Vernissage treffen die beiden Männer aufeinander und unterhalten sich blendend. Der Amerikaner gesteht, dass er jene Art von Zeichnung und Witz, die seinen Kollegen berühmt gemacht hat, sehr schätze und für wirkliche Kunst halte. Da kann der Belgier nur nicken.

Er kauft gleich drei der vier Originale der Porträts, kassiert dafür das Geld bei seiner Braut und ist hochzufrieden: Seine Sammlung ist kostbar erweitert. Und er selbst, der sich immer als Sonntagsmaler bezeichnet hat und die abenteuerliche Weltreise der von ihm kreierten Figurenvoller Staunen miterlebt hat, fühlt sich geadelt: Ein größeres Lob kann er sich nicht vorstellen. Und ach, auch die unter diesem glücklichen Stern geschlossene Ehe entwickelt sich nach Wunsch.


Wer traf wen? Womit wurde der Belgier bekannt? Wie heißt der bärbeißige Freund des Helden dieser Geschichten?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2016)

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