Dennoch

Europafahne - flag of europe
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Seit 20 Jahren ist Österreich Mitglied der EU. – Europa und ich: Fian, Frischmuth, Gauß, Geiger, Mischkulnig, Mitgutsch, Röggla, Scharang, Winkler, Wondratschek – Autoren und Autorinnen antworten.

Anna Mitgutsch

Wenn ich in meiner Kindheit im Gymnasium in Linz nach meinem Wohnort gefragt wurde, sagte ich, ich wohne im Zaubertal, das jedem Linzer ein Begriff ist. Während des Studiums in Salzburg hätte damit kaum jemand eine Wohngegend verbunden. Einige Jahre später, auf meinen Reisen durch Europa, war die Antwort „Austria“. Und als ich in Korea und danach in den USA lebte, war auch Österreich den wenigsten ein Begriff, höchstens „Ah, next to Germany“ oder „Australia“. „Pretty wild there“, meinte ein Spediteur in Ohio. Ich gewöhnte mich daran zu sagen: Austria, Europe. Je größer die Entfernung von dem Haus wurde, in dem ich aufgewachsen bin, desto mehr ging es um viel mehr als Herkunft, es ging um Identität. Solange ich in Europa lebte, war Österreich der wichtigere Teil meiner Identität. Jedoch außerhalb Europas spürte ich lange vor der Entstehung der Europäischen Union eine stärkere Zugehörigkeit zu Europa als zum kleinräumigen Österreich. Europa, das war ein Lebensgefühl, ein Kulturraum, ein Lebensrhythmus, die gemeinsame Geschichte, alles, was mich von den Gewohnheiten des Kontinents, in dem ich lebte, abgrenzte und wonach ich mich sehnte, wenn ich Heimweh hatte. Damals wurde es mir weder empfohlen noch befohlen, aber ich war vielleicht leidenschaftlichere Europäerin, als ich es heute bin.

Kathrin Röggla

Es ist ein Bild, das ich gerne mit der EU verknüpfe. Nein, nicht die protestierenden Bauern, nicht das Grüppchen von Fluglärmgegnern, die sich beinahe umsonst nach Brüssel aufmachten, um neben den riesigen Lobbybüros von Lufthansa und Fraport sich wiederzufinden, nicht die Ertrunkenen vor Lampedusa und auch nicht dieses ominöse Grenzsicherungsprojekt BOMCA, das das EU-Symbol bis nach Zentralasien befördert hat. Auf einer riesigen Tafel vor der riesigen Grenzstation zwischen Kirgisistan und Kasachstan: Sponsored by EU. Nicht die Anti-Trafficking-Seite, nicht der Münzwurf, der immer in die falsche Richtung geht, und auch nicht der Kommissionsplan für die Datenschutzrichtlinie – es ist die Kantine des EU-Parlaments im Frühjahr 2013, in dem ich Hunderte Menschen angeregt diskutieren sah und ich mir Menasse-like sagen konnte: Wenn das so aussieht, kann es nur gut werden. Das Futur ist strengstens angebracht, immer noch, es bleibt daran zu arbeiten. Denn im Moment sieht es einzig nach einem Europa der Konzerne aus, der Austerität, des Wohls für die Wirtschaft, die zu einer religiösen Größe ausgewachsen ist. Ein Europa der Jugendarbeitslosigkeit, das mir kürzlich in einer Mailänder Theaterschule begegnet ist, ein Europa, das gleich wo mit den Ressentiments vollgestopft ist, die sich in Ungarn jetzt verdoppeln und verdreifachen. Sprechen wir von einer besseren Zukunft!

Karl-Markus Gauss

Im Oktober des Jahres 2000 war ich in Kalabrien unterwegs. Ich kam durch kleine, oft pittoresk in den Fels geschlagene Städte, die Civitá, Martino di Finita oder San Cosmo Albanese hießen. Ich wollte die Arbereshe besuchen, Nachfahren jener Albaner, die im 15. Jahrhundert übers Meer nach Süditalien gefahren waren und von den Einheimischen dankbar aufgenommen wurden, weil das von der Pest nahezu entvölkerte Land dringend Zuzügler benötigte. Die Arbereshe, von Garibaldi als die tapfersten italienischen Patrioten gerühmt, haben es über viele Generationen geschafft, ihre Sprache zu behaupten, ein Albanisch, das die Albaner von heute gar nicht mehr recht verstehen. Im 20. Jahrhundert aber war es mit ihnen bergab gegangen, sodass auch die Arbereshe nahe daran waren, in das imaginäre Museum der untergegangenen Völker zu übersiedeln.
Als ich jetzt durch ihre alten Siedlungsgebiete zog, wurde ich Zeuge einer unerwarteten kulturellen Wiedergeburt. Fast jedes Dorf hatte sein neues albanisches Kulturzentrum, und überall in den Schulen wurde außer Italienisch auch wieder die alte Form des Albanischen unterrichtet, die auf herrliche Weise zu nichts taugt als dazu, eine Gruppe von vielleicht 100.000 Menschen in ihrer Renitenz zu bestätigen. Wie konnte es zu dieser Wiedergeburt kommen? Auf keinem einzigen der zahllosen neuen Kulturhäuser, Gemeindezentren, Volksbildungshäuser fand ich den Hinweis, dass die Republik Italien oder die Regierung der Region Kalabrien etwas zu deren Errichtung beigesteuert habe. Hingegen wies auf jedem eine Tafel darauf hin, dass dieses Gebäude mit finanziellen Mitteln der Europäischen Union errichtet worden sei. Ja, sagten mir die alten Arbereshe: Wir sind Italiener, aber möchten auch Albaner bleiben, und das gelingt uns nur mehr, weil unser Land zur Europäischen Union gehört. Schön, dachte ich mir damals, eine solche Union ist auch die meine. Ich habe es mir noch oft gedacht, seither, aber ebenso oft auch nicht.

Michael Scharang

Die EU tanzt nach der Pfeife des Kapitals und pfeift daher aus dem letzten Loch. Während die EU also den Bach hinuntergeht, gehen Europas Linke und ich den Bach hinauf. Das ist anstrengender, erkenntnisreicher und lustiger – es ist der europäische Lange Marsch.

Josef Winkler

Der große Schweiger in Cinemascope. „Patriotismus, ach du meine Güte!“, schreibt Mark Twain. „Diese Affenschande, diese Perversität, dieser lackierte Kinderkram, mit dem diese Spießgesellschaft von Landräubern, Verfassungsfummlern, Narren und Heuchlern, die sich Regierung nennt, das dumme Volk benebelt.“ Als das zweite Kabinett des Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel gebildet wurde, hätte Jörg Haider im Parlament sitzen sollen. Nach der europaweiten Empörung über die Regierungsbeteiligung der FPÖ unter Jörg Haider ist das sich erst konstituierende Kabinett Schüssel II vor der EU in die Knie gegangen und hat ihn als Landeshauptmann nach Kärnten gedrängt, um auch tatsächlich diese Regierung durchsetzen zu können, die schließlich zur korruptesten der Zweiten Republik wurde. Ich glaube, dass sich der bescheiden in seiner 60-Quadratmeter-Wohnung in Wien-Hietzing einbunkernde Wolfgang Schüssel nicht einmal dafür schämt, geschweige denn, wie es sich für einen großen Schweiger gehört, ein Wort dazu sagt, als ob nichts gewesen, längst Gras darüber gewachsen wäre. Nur blöderweise, sagt Billie Holiday, kommt dann irgendwann doch ein Esel und frisst das ganze Gras ab.
Ich bin auch überzeugt davon, dass sich damals unzählige Parlamentarier aller Parteien vor politischen Auseinandersetzungen mit Haider gescheut und sich gesagt haben, dass er nur „dort obe, dort obe“ gehen soll. Von „dort unten aus“, als Landeshauptmann von Kärnten, hat sich unbeobachtet und ignoriert vom Parlament, denn so etwas nennt man „Ländersache“, da muss man nicht hinschauen, Haider zum größten politischen Bankräuber der Zweiten Republik gemausert, der außerdem seine Strichbuben in hohe politische Ämter gehoben hat und der die Bevölkerung des Landes Kärnten belogen und betrogen hat. „Kärnten ist reich!“, rief er nach dem Verkauf der Kärntner Hypo an die Bayern aus seinem Bärental ins Kärntner Wahlvolk hinein. Inzwischen hat die Hypo-Affäre, die zu einer Staatsaffäre wurde, den Sozialstaat schwer erschüttert.
Den Preis für die Kärntner Hypo – es soll sich um die 20 Milliarden Euro handeln, also 300 Milliarden Schilling –, an dem der diktatorische Jörg Haider maßgeblich beteiligt war, werden nicht nur unsere Kinder, nicht nur die noch Ungeborenen, sondern auch noch die Ungezeugten bezahlen müssen. Schließlich hat sich der aus Oberösterreich stammende Jörg Haider, der sich einmal einen „zugerasten Kärntner“ nannte, mit seiner Asche aus dem Staub gemacht. Schwer betrunken und mit fast dreifach überhöhter Geschwindigkeit ist der „Zugeraste“ mit seinem VW-Phaeton in den Tod gerast, hat sich also auf diese Art und Weise das Leben genommen in den frühen Morgenstunden des 11. Oktober 2008, wenige Stunden nach seinen das Volk aufputschenden Feierlichkeiten zum Tag der Volksabstimmung, dem 10. Oktober, auf den er Jahr für Jahr 364 Tage gewartet hat, um sich und seine Gebeine in den Kärntner Anzug stecken und auf den Thron setzen zu können. Schade, dass er sich selber nicht mehr an- und ausziehen kann!
Nach den korrupten Politikern und Kapitalverbrechern kommt das Land Kärnten nicht zur Ruhe, der Film noir reißt nicht ab, denn neuerdings waren in einem Zementwerk möglicherweise habgierige Umweltverbrecher am Werk, die ein ganzes Tal mit Chemikalien verseucht und in Verruf gebracht haben. Unzählige Bauern in diesem Tal werden heuer keinen Christbaum aufstellen mit Engelshaar und Lametta und „Oh, du fröhliche“ oder „Stille Nacht, heilige Nacht“ singen können. Sie haben keine fröhlichen stillen Tage und stillen Nächte mehr. Unzählige können nicht mehr schlafen, sie haben Angst, vor dem Ruin ihrer Existenz zu stehen. Ein Land kommt nicht zur Ruhe! Ich bin dafür, dass die EU diesem Land „unter die Arme“ greift. Aber ordentlich! „Es hat doch keinen Sinn, als Vieh durch das Leben zu laufen und immer nur an die Befriedung seiner niederen Instinkte zu denken“, schreibt Ödön von Horváth. Selbst der Hirsch- und Kalbsbraten kann einem aus diesem geschädigten Tal gestohlen bleiben, für heuer, zu Weihnachten.

Barbara Frischmuth

Es war im Spätherbst 1996. Eine lange Lesereise mit mehreren Destinationen in Kanada und den USA führte mich auch nach Missoula im Staate Montana. Dort fragte mich ein assistent professor, ob ich mir die Zeit nehmen würde, unabhängig von meiner Lesung und der anschließenden Diskussion mich mit einigen Professoren über die EU zu unterhalten. Ich bejahte, doch sogleich kamen mir Bedenken, ob ich denn gut genug vorbereitet wäre, um amerikanischen Professoren (nicht nur Germanisten) etwas über die EU zu erzählen, das sie noch nicht wussten.
Ich kann mich im Einzelnen nicht mehr genau erinnern, was sie mich fragten und was ich sagte, ich weiß nur noch, dass sie die EU für nicht überlebensfähig hielten und überhaupt für keine so gute Idee, geradeso als hätten sie von ihr etwas zu befürchten. Genau in dieser Situation empfand ich mich zum ersten Mal spürbar als Bürgerin dieser EU. Und je mehr Argumente man gegen sie vorbrachte, desto mehr fiel mir zu ihren Gunsten ein. Wenn ich mich recht entsinne, waren es lauter männliche Professoren, die da mit mir an einem Tisch saßen und gelegentlich milde lächelten, vor allem wenn es um Wirtschaft ging. Ich empfand damals schon die EU eher als „kulturelles Projekt“. So wie Adolf Muschg es dann 2005 bei einem Vortrag in Essen formulierte und noch hinzufügte: „Oder es wird sich auch politisch nicht halten lassen.“
Als ich einige Tage später in Wien landete, ging ich beim Zoll erstmals sehr bewusst durch den Ausgang für Bürger der EU und dachte mir sogar etwas dabei.

Antonio Fian

Fluchtversuch.
(Grenzstation. Ein Gendarm. Ein Mann um die fünfzig.)
GENDARM (in Papieren blätternd): Soso, Sie wollten sie also verlassen?
MANN (nickt): Ich hatte genug von ihr.
GENDARM: Nun ja . . . Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, dennoch –
MANN: Sie können sich das nicht vorstellen, Herr Wachtmeister. Täglich machte sie mir neue Vorschriften. Sie verbot mir das Rauchen. Ich durfte nicht mehr essen, was ich wollte. Ständig fühlte ich mich überwacht. Von meinem Gehalt blieb mir nicht mehr als ein Taschengeld, weil sie fast alles zu den Banken trug.
GENDARM: Das ist doch lobenswert.
MANN: Das waren keine normalen Banken, Herr Wachtmeister, das waren Spielbanken. Das Geld, wenn es in ihre Hände kam, war verloren.
GENDARM: Und da haben Sie gedacht, ich verlasse sie einfach und gehe in die Schweiz?
MANN (nickt)
GENDARM: Und die Schweiz, haben Sie gedacht, wird mich mit offenen Armen aufnehmen, obwohl ich keinerlei Gold besitze, keinen einzigen Diamanten?
MANN: Ich war naiv, Herr Wachtmeister.
GENDARM: Allerdings. (Reicht ihm die Papiere.) Und nun machen Sie, dass Sie hier wegkommen. Gehen Sie zu ihr. Bitten Sie sie um Verzeihung. Und schätzen Sie sich glücklich, wenn sie Sie zurücknimmt.
(Vorhang)

Lydia Mischkulnig

Wäre ich ein Weltenfresser und sähe die Welt als Konfekt, gelüstete mich nach der europäischen Kontinentalplatte. Ein Gaumenkitzel, allein wegen des gutturalen R's.
Was ist eigentlich aus der Neutralität geworden? Die Sowjetunion schoss gegen den Beitritt Österreichs quer, zerbrach als staatliches Gebilde in die russische Föderation. Österreich ist bei der EU. Heute ringt Putin als Präsident Russlands um die Dominanz der ehemaligen Sowjetrepubliken. Wo ist Österreich geblieben? Ein Glühbirnen-Regulierer? Es gibt ein Lobbying-Register der einzelnen Länder und Brüssels im Internet veröffentlicht. Einen Mensdorff-Pouilly wird man dort nicht finden – es beruht auf freiwilligen Meldungen. Ist das Augenauswischerei? Was bedeutet Luzidität? Oder sagen wir Transparenz? Spielerei?
Nationalpolitiker sind Europaverhinderer. Europaverhinderer sind Weltverhinderer. Jugendarbeitslosigkeit ist Menschenfresserei von einem Europa, das Konzernen in die Hand schaufelt – ein Grab. Es gibt keine Utopie. Wirklichkeit müsste eine Utopie in sich tragen, also die Solidaritätsgemeinschaft. Viel zu tun, oder? Europa, eine Gedankenspielerei?

Wolf Wondratschek

Weiter so, Wien. – Ich habe einen deutschen Pass, einen böhmischen Namen und in Wien eine gute Zeit, bald zwei Jahrzehnte schon. Ich wohne in der Nachbarschaft eines Musik-Gymnasiums, was mich nach Schulschluss bei dem Ausstoß an Asiatinnen auf den Gedanken bringen könnte, eine Weltreise hinter mir zu haben. Mein direkter Nachbar ist ein Serbe, immer hilfsbereit. Was die Reparaturen an meinem Schuhwerk angeht, gibt es keinen besseren Mann als den aus Kasachstan; allein die Freundlichkeit seines Blicks wäre einen Besuch wert. Wir freuen uns, wenn wir uns sehen. Ich kaufe meine Kartoffeln, die Oliven und Granatäpfel beim Türken am Brunnenmarkt. In der Grundsteingasse um die Ecke störe ich meinen Friseur, auch er Türke, beim Rauchen, weil die Haare runter müssen. Aber keine Eile, das wäre nicht höflich. Also stecke ich mir in aller Ruhe erst einmal auch eine an. Gehe ich die Neubaugasse entlang, grüße ich den Jungen aus dem Maghreb, der sich auf die Zubereitung eines guten Couscous versteht, und den aus Moskau gebürtigen Schuhmacher, der nebenan sein Geschäft hat, etwas zu exklusiv für die Gegend, weshalb er wohl kaum lange durchhalten wird. Ob ich mir ein paar Schuhe nach Maß leisten sollte? Nicht zu vergessen der Pizzamann aus Apulien einige Häuser weiter, der auch nach Mitternacht noch völlig funktionstüchtig seines Amtes waltet. Entweder ich habe mich getäuscht, oder der Busfahrer auf der 48-A-Linie war tatsächlich ein Inder. Weiter so, Wien. Es macht Spaß.

Arno Geiger

Der freie Weg über die Dächer. – Ich bin im Dreiländereck am Bodensee aufgewachsen und besitze ein tiefes Misstrauen gegen Grenzen. Ich werde nicht gerne kontrolliert und nicht gerne eingegrenzt, ich bin immer peinlich berührt, wenn ich in der Zeitung Bildunterschriften lese von der Art: „Der Tiroler Autor Norbert Gstrein.“ Seltsam. Da soll einer seine Identität verbürgen auf der Grundlage von Kleinstaaterei, einer, der als Person den freien Weg über die Dächer bevorzugt.
Eine Grenze ist immer eine Verneinung. Verneinungen machen fremd. Zuletzt ist mir das bewusst geworden bei der Lektüre von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“. Da heißt es: „Er ritt einst, mit einer Koppel junger Pferde, wohlgenährt alle und glänzend, ins Ausland . . . als er an die Elbe kam und bei einer stattlichen Ritterburg, auf sächsischem Gebiete, einen Schlagbaum traf, den er sonst auf diesem Wege nicht gefunden hatte . . .“
Ausgehend von diesem Schlagbaum, nimmt das Unglück seinen Lauf. – Ich bin froh, wenn Schlagbäume entfernt werden. Ich weiß es zu schätzen, wenn Dinge durchlässig sind. Die Geistesgeschichte zum Beispiel . . . ist durchlässig.
Heinrich von Kleist war ein Unbehauster. Robert Walser hat ihn einen „unruhigen Kometen“ genannt und die bittere Meinung vertreten, Goethe habe Kleist vollkommen zu Recht abgelehnt, weil das Harmonische ein legitimes Recht besitze, „das Disharmonische von sich zu stoßen“.
Ich mag das Disharmonische. Ich mag, wenn etwas nicht abgestempelt ist. Und Einheit mag ich, wenn sie auf Vielfalt gründet. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2014)

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