Die andere Geschichte der Roma

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Gibt es hier wirklich nur von Elend und Verfolgung und von sonst gar nichts zu berichten? Reden wir doch einmal von Gelungenem und Geglücktem, vom Heraustreten aus dem Verborgenen und von zunehmender Selbstvergewisserung. Die Roma: Europas größte Minderheit.

Wer sich darüber wundertoder gar ärgert, dass in denletzten Jahren so viele Roma aus dem Osten aufgebrochen sind und in unseren schmucken Städten durch ihren schieren Anblick den Wohlstandsfrieden stören, der hat keine Ahnung, was in dem Teil Europas geschieht, aus dem sie sich auf den Weg gemacht haben. Was aber erwartet sie im anderen, in unserem Teil, dem Westen? Von Skandinavien bis Griechenland suchen die nationalen Regierungen nach Möglichkeiten, wie sich den Roma als einzigen Unionsbürgern das Recht, innerhalb der Europäischen Union ihre Freizügigkeit durchzusetzen, wieder absprechen ließe. Wer jedoch den Roma, und nur ihnen, durch nationale Zusatzregelungen kollektive Rechte verweigert, die zu den Rechten aller Bürger der Europäischen Union gehören, der mag noch so fromm vor dem Rassismus warnen, er ist doch dabei, über die größte europäische Minderheit die Apartheid zu verhängen. – Kann man also, wenn über die Situation der Roma gesprochenwird, nur von Elend und Verfolgung und von sonst gar nichts berichten? Keineswegs. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen, dass sich noch niemals so viele Menschen so sehr für die Roma interessiert haben wie jetzt.In den letzten Jahren hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit allen möglichen Aspekten ihrer Geschichte, Kultur, Sprache ein Niveau erreicht, das vor zwei, drei Jahrzehnten noch kaum vorstellbar war. Überall haben sich zudem gesellschaftliche Gruppen gebildet, die die Roma unterstützen, über ihre prekäre Lage von heute unterrichten, aber auch über ihre Geschichte und Kultur informieren. Und nicht zuletzt hat die Europäische Union etliche Forderungen erhoben und Ziele formuliert, die ausdrücklich auf die Integration der Roma in die europäische Gesellschaft abzielen.

Das alles wäre jedoch für nichts, wenn sichin den letzten Jahrzehnten nicht die Roma selbst zu ihrem Wort gemeldet hätten. Heute gibt es eine Vielzahl von Organisationen, in denen sie ihre Sache in die eigenen Hände nehmen, Aufklärung und Hilfe bieten und im Übrigen zunehmend selbstbewusst nicht nur das Elend anprangern, sondern auch von interessanten Initiativen, gelungenen Projekten, von vielerlei Erfolgen berichten.


Wo immer Roma sich ihrer Rechte
besannen und ihre gerechten Ansprüche erhoben, hat es mit der Erinnerung angefangen, mit der persönlichen und der kollektiven Erinnerung. Mit der persönlichen Erinnerung einzelner Roma und Romnija, die sich daran erinnerten, wie ihre Eltern und Großeltern, wie sie selbst gelebt und überlebt haben, und die Zeugnis davon geben wollten; mit der kollektiven Erinnerung kleiner und großer Gruppen, die sich ihrer Traditionen versicherten und an das Leid erinnerten, das ihnen und ihren Leuten zugefügt worden war. Um sich selbst in der Gegenwart zu behaupten und gegenüber den Gesellschaften von heute Forderungen erheben zu können, mussten die Roma und Romnija also zuerst ihre eigene Vergangenheit entdecken.

Nun trifft aber auch aufdie Roma zu, was für unsalle gilt: Vergangenheit haben wir, Geschichte müssen wir uns erst erschaffen. Dieser Prozess vollzieht sich niemals konfliktfrei und wie von selbst, im Falle der Roma aber ist er besonders kompliziert: Hatten viele von ihnen durch Missachtung und Verfolgung doch gelernt, sich mit dem, was ihnen in der Vergangenheit widerfahren war, nur im Geheimen, im Kreis der Familie zu beschäftigen und in der Öffentlichkeit tunlich sogar zu verbergen, dass sie überhaupt den Roma zugehörten. Wo der Nachweis, einst verfolgt worden zu sein, üblicherweise mit dem Anrecht einhergeht, als Opfer anerkannt, rehabilitiert oder gar entschädigt zu werden, dort haben viele Roma sich lange davor gehütet, diesen Status für sich überhaupt zu beanspruchen. Nicht aufzufallen, auch amtlich nicht als Opfer vorstellig zu werden, das war vielmehr nicht nur in Österreich bei zahllosen Roma der – vor ihrem historischen Schicksal betrachtet – durchaus verständliche Brauch.

Sich der Vergangenheit zuzuwenden, umdie familiären, kulturellen, sozialen, nationalen Spuren aufzunehmen, die durch Verfolgung abgeschnitten waren, das war für die Roma also kein Unterfangen, das mit der nostalgischen Vorliebe für alte Sitten und überkommene Gebräuche zu tun hätte; es stellte vielmehr die große, folgenreiche Wende dar, was ihr Verhältnis zur eigenen Geschichte und zu den Staaten anbelangt, in denen sie leben. Man kann gar nicht genug Hochachtung für jene Roma und Romnija empfinden, die aus der Unsichtbarkeit, in dersie sich mitten unter uns verstecken mussten, heraustraten, sich stolz auf ihre Vorfahren und deren gewohnheitsmäßig abgewertete Kultur zu beziehen begannen – und, das war das Ziel, wie es oft erst nachträglich zu erkennen ist: sich zu den Roma als einer Volksgruppe zu bekennen, die am europäischen Leben seit Jahrhunderten Anteil nahm,zu verschiedenen Zeiten volkswirtschaftlich unverzichtbare Arbeit leistete, zur kulturellen Vielgestalt des Kontinents beitrug, manchenorts auch durchaus geschätzt, aber viel öfter missachtet und endlich verfolgt wurde und in Gefahr geriet, als Volksgruppe selbst ausgelöscht, vernichtet zu werden.


Es ist weder einfach noch frei
von Ideologie, aus all dem, was vergangen ist, das zu erschaffen, was man Geschichte nennt. Dazu bedarf es der Anstrengung von Einzelnen, diedas Vergangene sichten und sei es in mündlich tradierten Erzählungen, sei es in Büchernüberliefern oder in Sammlungen materieller Dinge retten. Weiters bedarf es der Fähigkeit vieler zu erkennen, dass die eigene persönliche Existenz mit der allgemeinen Historie auf vielfältige und oft widersprüchliche Weise verbunden ist; und es braucht schließlich die Bereitschaft sehr vieler, sich mit dieser so erinnerten Vergangenheit auseinanderzusetzen und im Widerstreit der Meinungen zu einem Bild zu gelangen, das man akzeptieren, in dem man sich wieder entdecken und das man schließlich mit der Geschichte der eigenen Volksgruppe identifizieren kann. – Das ist schon bei vermeintlich homogenen Nationen nicht leicht, die sich ihre eigenehistorische Erzählung erfunden und damit ihr nationales Narrativ gefunden haben, welches gleichwohl auch bei ihnen nie von allen anerkannt wird. Ungleich schwieriger ist es bei Volksgruppen wie den Roma, die von jeher nicht in einem einzigen Staat lebten, sondern verstreut auf viele, und die daher nicht nur eine gemeinsame Geschichte haben, sondern auch Teil der Geschichte verschiedener Länder und Staaten mit all deren Besonderheiten und Eigenheiten sind. Gerade bei den Roma besteht ein großer Nachholbedarf daran, die lokale Geschichte einzelner Gemeinden und Regionen in den verschiedenen Ländern Europas von Bulgarien bis Spanien zu erkunden; aber zugleich ist bei kaum einer anderen Volksgruppe so unmittelbar einsichtig, dass sich ihre besondere Geschichte nur im Zusammenhang mit der europäischen Geschichte selbst erforschen, entwerfen, erzählen lässt; mit einer europäischen Geschichte, die selbst wiederum ja erst aus den unterschiedlich erzählten Geschichten der vielen europäischen Nationen und Staaten entwickelt, entworfen werden muss.

In dem schlichten Faktum, dass die Romaniemals einen eigenen Staat hatten, ja dass sie einen solchen, soweit ich es übersehe, auch niemals anstrebten, liegt, nebenbei gesagt, eine utopische Dimension: Das hängt mit ihrer einzigartigen Begabung zusammen, sich bestimmte Eigenheiten, die man versucht ist, als spezifisches Roma-Erbe zu bezeichnen, wider alle Drangsal zu behaupten, und dass sie zugleich, auch wenn ihnen das in den verschiedenen Nationalstaaten nie leicht gemacht wurde, Ungarn oder Rumänen, Österreicher oder Spanier geworden und geblieben sind. Sie haben uns, die wir Dänen, Litauer, Deutsche sein und bleiben, aber zugleich Europäer werden wollen, also etwas voraus: Sie haben immer schon über nationale und staatliche Grenzen hinaus gelebt und dabei doch ihr spezifisches Erbe nie preisgegeben. Die in irgendeiner Vorzeit aus Indien zugezogenen Roma sind in diesem Sinne die ersten Europäer von morgen.


Vor einigen Jahren habe ich
in Süditalien die Arbereshe besucht, die Nachfahren jener vor über 500 Jahren übers Meer gezogenen Albaner. Kaum einer der Arbereshe, die ich in Apulien und Kampanien traf, sprach nochjenes alte Albanisch, das sie damals aus ihrer Heimat mitgenommen haben. Aber sie alle, seit Jahrhunderten versippt mit Italienern und vollständig integriert in die italienische Gesellschaft, bezeichneten sich dennoch wie selbstverständlich als Arbereshe. Warum? Es spielte dabei immer die Familientradition eine große Rolle, die geradezu mythisierte Erinnerung daran, dass ihre Vorfahren vor Jahrhunderten ihre Heimat hatten verlassen müssen, um Verfolgung zu entrinnen. Es ist also zuerst die Erinnerung an das kollektive Leid, die sie bis heute darin bestärkt, sich selbst nicht nur als Italiener, sondern auch alsArbereshe zu identifizieren.

Ich brauche hier gar nicht all die Stationen der Verfolgung, die Traditionen der Unterdrückung aufzuzählen, auf die sich die Roma beziehen können und beziehen müssen, damit die Erinnerung sie in dem Gefühl der Gemeinsamkeit, eines gemeinsamen Schicksals bestärkt. Ich verzichte selbst auf einen nur kursorischen Überblick all der Zwangsmaßnahmen, die sie in den Zeiten der Monarchie erdulden mussten, und erwähne, was das 20. Jahrhundert betrifft, nur drei Ortsnamen, die dafür stehen, was den österreichischen Roma angetan wurde: das „Zigeunerlager“ Lackenbach, das Vernichtungslager Chelmno, das Attentat von Oberwart. Die Verfolgung hat noch viele andere Namen, die Namen von menschenverachtenden Gesetzen, von zahllosen Orten, von Verbrechen und Verbrechern. All das und noch entsetzlich vieles mehr gehört zur Erinnerung der Roma. Die Verbrechen müssen benannt und die Mechanismen, die sie ermöglichten, erforscht werden; und das Wissen darüber hat geradezu staatsbürgerlicher Konsens zu werden. Aber damit ist es nicht genug. Um noch einmal auf die erwähnten Arbereshe zu kommen: Zur Erinnerung an die leidvolle Geschichte ist bei ihnen jene zweite getreten, nämlich die Erinnerung daran, dass es ihren Vorfahren unter ungünstigen Bedingungen gelang, die neue Welt zu der ihren zu machen. Dabei haben die Arbereshe viel Anerkennung erfahren: Kein Geringerer als Garibaldi hat bereits gerühmt, dass unter den italienischen Patrioten, auf die er sich im Kampf um die Einheit Italiens verlassen konnte, auch die tapferen Arbereshe waren, die sich zugleich als Albaner und als Italiener verstanden.

Ich bin davon überzeugt, dass man keine demokratische Zukunft eines Gemeinwesens aufbauen kann, wenn man, von so existenzieller und moralischer Bedeutung das auch ist, nur auf jene historischen Fakten abstellt, die von Verfolgung und Unterdrückung zeugen; nein, wir dürfen uns auch nicht um die Erforschung und Würdigung dessen drücken, was vom politischen und sozialen Kampf gegen Verfolgung und Unterdrückung, was vom alltäglichen Widerstand, von beständiger Renitenz, von Gelungenem und Geglücktem zeugt. Es ist notwendig, an die Verbrechen zu erinnern, aber es ist auch notwendig, nach den Spuren des Widerstands zu suchen und jene humanistischen Traditionen aufzuspüren, die, selbst wenn sie nicht wirkungsmächtig wurden, heute nicht totgeschwiegen werden dürfen.

Was die Roma und Romnija Österreichs angeht, sind hier zahllose Biografien von Menschen zu entdecken, aufzuschreiben undbekannt zu machen, die ich nicht zögere, als Helden des Alltags zu bezeichnen, von Menschen, die sich auf ihre sehr verschiedene Weise bewährten; bewährten oft schon dadurch, dass sie mit ihrer Art zu leben dafür sorgten, dass sich die Kultur der Roma überhaupt bewahrt, erhalten hat.

Auch was die Entdeckung dieser anderen Geschichte betrifft, ist es nicht genug, den Roma mit paternalistischem Wohlwollen beizustehen, sondern entscheidend, wie sehr sie selbst es sind, die sich ihrer gemeinsamen Geschichte innewerden. Das ist bisher schon durch die gar nicht selbstverständliche Tatsache geschehen, dass sie es zuwege brachten, in den vielen mündlich tradierten Märchen, Legenden und Geschichten, in von Generation zu Generation weitergegebenen Liedern und Musikstücken nicht weniger als ein Erbe der Menschheit zu hüten. Mit dem Hüten und Bewahren verhält es sich freilich so, dass man die Dinge nur lebendig erhalten kann, wenn man bereit ist, sie auch immer wieder zu verändern, manche alte Geschichte also neu zu erzählen, die Lieder von einst auch mit Instrumenten und Rhythmen von heute zu spielen. Und das geschieht ja auch: Und beide, die alten Geschichten wie die neuen Lieder, künden zwar oft von Elend und Unglück der Roma, aber ebenso häufig vom Glück und Stolz, ein Rom, eine Romni zu sein.


Die Europäer und die Österreicher
im Besonderen gehen heuer durch ein Jahr, in dem vieler historisch bedeutsamer Ereignisse zu gedenken ist. Da gibt es geteilte und gemeinsame Erinnerungen. Denken wir an das Endedes Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren. Diesen Tag werden alle Österreicher als glücklichen Tag der Befreiung feiern können, und ganz besonders die Roma, hat er jene, die bis dahinüberlebten, doch vor der ihnen zugedachten Vernichtung gerettet.

Österreich feiert mit dem Kriegsende aberauch die Gründung der Zweiten Republik. Welchen Grund könnten die Roma haben, diesen Tag als ihren Festtag zu betrachten? Als sie aus den Lagern zurückkehrten, fandensie sich in ihren Dörfern und Städten sofort wieder an den Rand gedrängt, das Eigentum an ihren Häusern und Grundstücken wurde ihnen von Amts wegen fast immer abgesprochen, und als Opfergruppe wurden gerade sie die längste Zeit nicht anerkannt. Die österreichischen Roma, die ich persönlich kenne, fühlen sich so österreichisch, wie es unter österreichischen Patrioten nur selten mehr anzutreffen ist: aber dass die Gründung der Zweiten Republik für sie ein so bedeutendes Ereignis darstellt wie für ihre österreichischenLandsleute, muss ich gleichwohl bezweifeln. Selbst die Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags mag ihr Leben nur wenig beeinflusst und den Status, auf den sie in Österreich verwiesen blieben, jedenfalls nicht unmittelbar verbessert haben.

Der 8. April 1971 hingegen, als sich in LondonRoma aus vielen Ländern zum ersten Internationalen Roma-Kongress eingefunden haben, bildet zwar auch für die österreichischen Roma einen Tag,auf den sie sich selbstbewusst beziehen können; die meisten Österreicher werden hingegen nicht einmal wissen, dass dieser Kongress,der für die Selbstermächtigung der Roma so wichtig war, überhaupt stattgefunden hat.

1993 wurden die burgenländischen Romakraft eines von allen Parlamentsparteien getragenen Beschlusses als sechste österreichische Volksgruppe anerkannt, eine Anerkennung, die um Jahrzehnte verspätet erfolgte, aber dennoch im europäischen Vergleich vorbildlich war. Tatsächlich war Österreich, als es 1995 der Europäischen Union beitrat, das einzige Land, das seine Roma als Volksgruppe bereits anerkannt hatte. Dass es dazu kommen konnte, hatte seine Vorgeschichte gewiss auch in der verstärkten Solidarität, die einzelne gesellschaftliche Gruppen in Österreich für die Roma entwickelten, vor allem aber darin, dass Roma und Romnija zuvor begonnen hatten, ihre Geschichte selbst zu entdecken und ein Bild von ihr zu entwickeln, in dem sie sich erkennen und in dem sie sich den Österreichern als österreichischeVolksgruppe zu erkennen geben konnten. Das Buch „Wir leben im Verborgenen“, das Ceija Stojka in Kooperation mit Karin Berger 1988 veröffentlichte, ist ein bewegender Ausdruck dieser Selbstentdeckung und war zugleich ein Impuls für andere, sich ihrer persönlichen Vergangenheit zu stellen und so zu ihrer gemeinsamen Geschichte zu finden; wenig später wurde der erste Roma-Verein in Oberwart gegründet, dem bald weitere in Wien, Linz und anderswo folgten.

Die Anerkennung als Volksgruppe war ein epochales Ereignis, auch wenn man zwei einschränkende Bemerkungen anfügen muss. Zum einen, dass die staatliche Anerkennung sich nicht umstandslos gleich in gesellschaftliche Anerkennung übertragen hat; und zum anderen, dass viele Österreicher von diesem Ereignis kaum Kenntnis nahmen: geteilte Erinnerung auch hier. Ich glaube, dass hingegen das Attentat von Oberwart, das die Gemeinschaft aller Roma so schwer getroffen hat, ins Gedächtnis der Nation selber eingegangen ist:Es ist daher ein Ereignis, auf das sich Roma und Nicht-Roma beziehen werden, wenn es darum geht, aus geteilter Erinnerung eine gemeinsame Geschichte zu formen.

Im Jahr 1674 ist zum ersten Mal in einem österreichischen Dokument von den sogenannten „Zigeunern“ die Rede gewesen. Damals stellte der Graf Christoph Batthyány in seinem Schloss in Rechnitz den zuwandernden Roma einen Schutzbrief aus, in dem er mit gutsherrlicher Autorität versprach, dass ihnen „weder unterwegs noch an anderen Orten nirgends durch irgendwelche beamteten Menschen Kränkung widerfährt“. Dass dieser Satz Teil der gemeinsamen österreichischen Geschichte werde, müssten die österreichischen Gadsche ihn erst einmal kennen und danach erkennen, wie schimpflich lange das Versprechen, das in ihm gegeben wurde, uneingelöst geblieben ist. ■

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2015)

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