Elisabeth Kulman: Tacheles in allen Fragen

„Musik beginnt, wo die Worte aufhören“: Elisabeth Kulman über ihr Leben nach der Opernkarriere, die Vorzüge von YouTube, ihr „Urvertrauen“ und die Entdeckung einer neuen Leidenschaft – des Schreibens.

Kein Geringerer als der emeritierte Staatsoperndirektor Ioan Holender war in aller Öffentlichkeit zuTränen gerührt ob ihres neuen Programms, „La femme c'est moi“:jenes unkonventionellen Liederabends, den Elisabeth Kulman gemeinsam mit sieben handverlesenen Musikern vorigen Sommer erstmals präsentierte. Hier spielt sie sich endlich frei von all den Rollen, die sie so vollendet beherrscht, von denen sie sich jedoch nicht mehr beherrschen lassen will. „Dieses Programm bedeutet für mich sehr viel, weil es wirklich mein persönlicher kreativer Ausdruck ist. Und in diesem Ensemble ist für mich niemand austauschbar. Dieses Umfeld zu schaffen war für mich sehr wichtig. Da weiß ich, warum ich auf die Bühne gehe.“

Ihre Singstimme wurde Elisabeth Kulman gleich zweimal geschenkt. Zunächst, als sie 2004 den heiklen Fachwechsel vom Sopran zum Mezzosopran wagte. Erst in der tieferen Lage war sie richtig zu Hause, fand ihren warmen, unverwechselbaren Ton. Von Pamina und Cherubino entwickelte sie sich rasch und konsequent weiter, mit allen Zutaten für eine Weltkarriere: eine souveräne Technik, die ihr nach schweren Wagner- und Strauss-Partien immer noch Mozart- und Liedgesang ermöglicht,dazu die lupenreine Artikulation in sechs Sprachen, Russisch und Ungarisch inklusive, und vor allem die nicht erlernbare Gabe, auf der emotionalen Ebene direkt und authentisch mit dem Publikum zu kommunizieren. Dafür wird Kulman von Wien bis Tokio und von Salzburg bis New York geliebt und geschätzt – insbesondere, seit sie ihre Stimme zum zweiten Mal „gefunden“ hat: nach dem schweren Bühnenunfall 2011 bei der Ruhrtriennale, wo ihr ein Kollege im Eifer des Probengefechts unabsichtlich einen Schlag auf den Kehlkopf versetzt hatte.

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