Höchstgericht senkt Strafe für Hannes Kartnig deutlich

Kartnig vor der Berufungsverhandlung am Mittwoch
Kartnig vor der Berufungsverhandlung am MittwochAPA/HANS KLAUS TECHT
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Einst viel gefeiert, oft polternd, immer fanatisch: Der frühere Präsident des Fußballklubs Sturm Graz erhielt 15 Monate Haft und eine Geldstrafe. Ein Teil des Verfahrens muss wiederholt werden.

Einen „Wahnsinnigen" in Bezug auf seinen geliebten Fußballklub Sturm Graz nennt ihn sein Anwalt. Hannes Kartnig sei von „Fanatismus" geleitet gewesen, als er vor mehr als zehn Jahren jene Steuervergehen begangen habe, die ihn nun bis vor den Obersten Gerichtshof (OGH) brachten, ergänzte dessen Verteidiger Roland Kier am Mittwoch. Der Fünf-Richter-Senat (Vorsitz: Kurt Kirchbacher) im Wiener Justizpalast hörte die Botschaft wohl, bestätigte die vor gut zwei Jahren im Landesgericht Graz ergangene Verurteilung zum Teil. Reduzierte die Strafe. Und trug der Grazer Justiz auf, einen bestimmten Teil des Verfahrens erneut zu verhandeln.

War der Gerichtstag für den 62-jährigen Ex-Präsidenten ein banges Auf und Ab, so dürfte er unterm Strich nicht unzufrieden sein. Seine wegen gewerbsmäßiger Abgabenhinterziehung, grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und schweren Betrugs ergangene Strafe aus der ersten Instanz wurde stark abgesenkt. Statt fünf Jahre Gefängnis und 6,6 Millionen Euro Geldstrafe bekam er nun - rechtskräftig - „nur" 15 Monate Haft und 5,5 Millionen Euro Geldbuße.

Betrugsverfahren muss wiederholt werden

Die Kehrseite der Medaille: Ein Teil des Verfahrens - dabei geht es um Betrugsverdacht beim Verkauf von Matchkarten bzw. um an den ÖFB ergangene falsche Informationen - muss in Graz erstinstanzlich wiederholt werden. Die Betrugsvorwürfe hatte Kartnig stets zurückgewiesen. Zum Vorwurf der Steuerhinterziehung im Umfang von 8,4 Millionen Euro (Kartnig sorgte dafür, dass bei Auszahlung von Spielergehältern weniger Lohnsteuer als vorgeschrieben abfloss) meinte der Ex-Klub-Boss in seinem Schlusswort sichtlich aufgeregt: „Es tut mir leid, dass mir einige Fehler passiert sind."

Mit Kartnig bangten sieben frühere Vereinsfunktionäre, darunter Ex-Sportdirektor Heinz Schilcher, der Ex-Vizepräsident, der Buchhalter, oder etwa der Klubkassier. Sie alle hatten sich so wie Kartnig mit Rechtsmitteln an den OGH gewandt, um ihre erstinstanzlichen Verurteilungen wegen Beteiligungen an Kartnigs Finanzdelikten weg zu bekommen. Meist vergeblich. Schilchers Urteil, 1,9 Mio. Euro Geldstrafe, wurde bestätigt. Ebenso wie die Strafen für drei andere Verurteilte. In drei Fällen wurden die Strafen reduziert. Die meisten der sieben Ex-Funktionäre hatten sowohl Geldstrafen als auch bedingte Haftstrafen erhalten.

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