Zahnlos gegen Putin

Die ratlosen Fußballverbände Fifa und Uefa trauen sich über die Causa Krim nicht drüber.

Der Fußball hat an sich klare Regeln. Und genau dieser Umstand bringt Fifa und Uefa in Schwierigkeiten. Um genau zu sein, hat er die beiden Verbände schon längst in Schwierigkeiten gebracht. Und beide sind ratlos, weil Joseph S. Blatter und Michel Platini nicht wissen, wie sie mit dem Fußball auf der Krim umgehen sollen. Für den heutigen Mittwoch sind in den russischen Ligen etliche Meisterschaftspartien angesetzt, darunter auch bemerkenswerte Duelle in der dritten Spielklasse, auch unter Division Süd geführt. Das Hauptaugenmerk ziehen drei ukrainische Klubs auf sich, es handelt sich um Tawrija Simferopol, FC Sewastopol und Schemtschuschina Jalta. In der Vorwoche hat dieses Trio bereits am russischen Cup teilgenommen. Werden nun auch Meisterschaftsspiele angepfiffen, dann haben die beiden internationalen Fußballverbände endgültig ein Problem. Denn dann müsste man sich mit einem eindeutigen Regelverstoß auseinandersetzen. Paragraf84 der Fifa-Charta besagt nämlich: „Klubs eines Landes können an der Meisterschaft eines anderen nur mit Zustimmung des Verbandes des ersten Landes teilnehmen, und mit Einwilligung von Uefa und Fifa.“ Diese Einwilligungen hat es bis jetzt nicht gegeben. Und die Ukrainer weigern sich, die Eingliederung der genannten drei Vereine in die russische Liga zu akzeptieren. Der ukrainische Verbandspräsident hat erst vor wenigen Tagen an Fifa und Uefa appelliert, den russischen Verband dafür zu bestrafen. Aber Fifa und Uefa scheuen nach der Annexion der Krim-Klubs durch den russischen Verband Sanktionen.

Die Situation ist heikel, das ist unbestritten. Wenn Fifa und Uefa den Klubs den Wechsel in die russische Liga erlauben, dann wären sie die ersten Organisationen, die die Annexion der Krim anerkennen. Sich mit Wladimir Putin anlegen – das will weder Sepp Blatter noch Michel Platini. Dass es womöglich zu einer Kraftprobe mit dem WM-Gastgeber 2018 kommt, das will man unbedingt vermeiden. Noch dazu ist das staatlich kontrolllierte Erdgasförderunternehmen Gazprom Sponsor der Champions League (Uefa) und auch der Fifa. Aber kann man eine Weltmeisterschaft in einem Land, das Fifa-Regeln so einfach missachtet, ausrichten?

Die beiden int. Fußballverbände könnten weit gehen, Klubs für den Europacup sperren wäre eine Möglichkeit. Sogar der Entzug der WM wäre denkbar. Zumindest theoretisch...

E-Mail:wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2014)

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