Hilfloser Sport

Im Iran wurde eine junge Frau zu einer Haftstrafe verurteilt, weil sie sich ein Volleyball-Länderspiel der Männer anschauen wollte. Das ist im Iran verboten. Die Empörung ist groß.

Volleyball zu spielen, das kann mitunter eine Gefahr für Finger, Gelenke oder Bänder darstellen. Volleyballspiele zu besuchen, das ist in unseren Breiten keine allzu große Sache. Zumindest stellt es keine Bedrohung dar. Im Iran aber herrschen andere Gesetze. Denn Frauen dürfen dort keine öffentlichen Sportwettkämpfe besuchen. Die offizielle Begründung – man müsse Frauen vor männlichen Fans schützen.

Eine junge Iranerin aber hat sich widersetzt, sie wollte sich das Weltliga-Volleyballspiel zwischen dem Iran und Italien anschauen. Aber wenn Männer Sport betreiben, ist Frauen der Eintritt strengstens verboten.
Diese junge Frau und Studentin heißt Ghoncheh Ghavami, sie wurde am 20. Juni festgenommen. Der Sport, ausgetragen im Westen Teherans in einem Stadion, dem Azadi (heißt übersetzt Freiheit), führte geradewegs in die Unfreiheit. Denn der 25-jährigen iranisch-britischen Ghavami wurde der Prozess gemacht. Weil sie „Propaganda gegen den Staat“ betrieben hätte. Mit dem Volleyballspiel, so behauptet die Staatsanwaltschaft, hätte das alles nichts zu tun. Das Urteil lautet auf ein Jahr Haft. Dabei hat Ghoncheh Ghvami mit ihrem Auftreten vor dem Stadion lediglich ein Zeichen setzen wollen.
Die inhaftierte Iranerin, in London geboren, ist nun zum zweiten Mal in einen Hungerstreit getreten. Das berichtet ihr Bruder, Iman Ghavami. Damit protestiere die 25-jährige Ghoncheh Ghavami dagegen, dass die Begründung ihrer einjährigen Haftstrafe nicht fristgemäß veröffentlicht worden und das Urteil damit ungültig sei. „Der Fall hängt in der Luft“, so ihr Bruder. „Ich verstehe nicht, warum sie keine Urteilsbegründung herausgeben, obwohl sie die Entscheidung bereits getroffen haben.“ Ohne Veröffentlichung des Dokuments hätten die Behörden „keine rechtliche Basis, um sie zu inhaftieren“.
Peter Kleinmann, Präsident des österreichischen Volleyballverbandes und ÖOC-Vorstand, hat sich mit der Causa beschäftigt. Für ihn eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. „Das gehört weltweit angeprangert“, sagt er. Amnesty International hat sich mit dem Fall beschäftigt, der Internationale Volleyball-Verband, sogar das IOC. Über 700.000 Menschen haben bisher die Online-Petition „Bring my sister home“ unterschrieben, Kleinmann ist das alles zu wenig. Er will, dass der Sport den Druck auf den Iran erhöht.

Über das Verbot für Frauen, Sportveranstaltungen von Männern zu besuchen, wird immer wieder diskutiert. Zuletzt vor der Fußball-WM in Brasilien, der Iran hat dort mitgespielt. Verändert hat sich nichts. Der Volleyball-Weltverband allein ist machtlos,. Und die Fifa reagiert nicht.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

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