Bewegung spart Geld

Eine neue Universitätsstudie untermauert die volkswirtschaftliche und individuelle Notwendigkeit von Sport.

Sport ist die beste Medizin, so lautet eine aktuelle Studie des Universität-Sportexperten Otmar Weiß. Sport- und Finanzpolitiker, Funktionäre oder schlichte Anhänger von Kosten-Nutzen-Rechnungen sollten aufhorchen, auch Familien. Der Sportsoziologe hat eine Analyse vorgelegt, die finanzielle Unterschiede in der Sportausübung im Vergleich 1998 und 2013 darstellt. Das Ergebnis: durch Sport wurden 2013 stolze 712 Millionen Euro an Krankheitskosten vermieden. Das ist beinahe dreimal so viel wie im Jahr 1998.

Dem Verweigerer des Offensichtlichen gibt das freilich Anlass, die Behauptung aufzustellen, dass Fettleibigkeit in Österreich angesichts dessen nur eine Mär sein kann. Der Blick auf die Kehrseite dieser Statistik ist allerdings ernüchternd. Die Krankheitskosten der „relativ inaktiven“ bis wenig Sport betreibenden Bevölkerung beliefen sich in diesem Zeitraum auf extreme 1,357 Milliarden Euro.

Bereits 1998 zeigte sich, dass nicht der Sport – mit all seinen Hallen, Trainern, etc. –, sondern das Negieren von Bewegung und Schweiß letztendlich höhere volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Behandlungskosten für Sportunfälle respektive Verletzungen sind für Staat und Einzelperson „billiger“ als die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-II-Diabetes und Rückenschmerzen.

Der sportliche Nebeneffekt einer längeren Lebenserwartung versteht sich von selbst, Weiß spricht von der Prävention der „Zivilisationskrankheiten“, und sein Anreiz verweist auf einen eher selten so ausgelobten Zugang. Wer Sport betreibt, hilft, Kosten zu senken. Bewegung spart Geld. Wenn schon Gewicht, Wohlbefinden und Gesundheit nicht als Antrieb dienen, spätestens beim Blick in die Geldbörse – noch fehlt das Zuckerl des Finanzministers, der Kranken- und Privatversicherungen – könnte sich in naher Zukunft in Österreich das Blatt wenden. Ein in den Sport investierter Euro spart laut dieser Studie derer fünf an Behandlungskosten ein.

Tägliche Turnstunde, Gesundheitsdenken und Wohlbefinden, gekrönt vom Streit um politische Zuständigkeit diverser Ministerien: Das Verlangen nach Bewegung findet ihren Ursprung immer in den eigenen vier Wänden. Sportstars sind gewiss Idole, die besten Vorbilder jedoch bleiben weiterhin Eltern. Von ihnen muss die erste Initiative kommen, wenn es um ihre Kinder geht. Dann müssten Kindergärten und Schulen nachziehen, die Politik mit Infrastrukturen und greifenden Konzepten mithelfen.

„Wer Sportplätze baut, hilft Spitäler sparen“, sagte der Humanist und Sozialdemokrat Julius Tandler Anfang der 1900er-Jahre. In der Gegenwart werden aber eher Spitäler gebaut und Sportplätze eingespart. Plakative Studien hin, tolle Sparmodelle her.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2016)

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