Unglaubliche Tore nach unfassbaren Fehlern

Mit Austrias Europacup-Exit wurden auch Geld und Ansehen verspielt. Mit Naivität hat das nichts mehr zu tun.

Thorsten Fink spielte bei Bayern, gewann Champions League und Meisterschaft. Als Trainer aber wirft er nach Blamagen wie dem 2:3 in Pilsen mit Plattitüden um sich, als wäre er seit jeher Österreicher. Austria führte mit 2:0, kassierte drei Tore in Überzahl – und verlor beim 2:3 alles. Aufstieg, Boni über 1,16 Millionen Euro und vor allem: Ansehen.

Dass Fink den „Wir“-Begriff bemüht, um die Last des sportlichen Ruins ja tüchtig auf alle Schultern zu verteilen, anstatt nur sich ins Zentrum der Enttäuschung zu rücken, stellt ihm kein gutes Zeugnis aus. Er hat immerhin zugesehen, wie seinem Team Nerven und Felle davonschwammen. Er hat es verabsäumt, für Ruhe, Ordnung und Sicherheit in der Abwehr zu sorgen. 14 Gegentore in sechs Spielen senden klare Signale, die aber keinesfalls nur den Ersatztormann treffen.

Niederlagen sind dennoch Teil des Geschäfts, selbst unglaublich bittere bis unfassbare. Fink sprach das CL-Finale von 1999 und Manchester Uniteds 2:1-Sieg in letzter Sekunde über Bayern an. Aber solche Phänomene im Finish einer Partie sind erklärbar. Mit Druckphasen, Aussetzern und Glück bzw. Pech. Wer 2:0 führt und mehr als 45 Minuten lang einen Mann mehr auf dem Platz hat, bekommt keine drei Tore. Wenn doch, hat das mit Naivität wirklich nichts mehr zu tun.

Fahrlässigkeit, Überheblichkeit, mangelnde Fitness, limitierte Klasse? Austrias Klubführung wäre gut beraten, diesen fragwürdigen Auftritt genau zu analysieren. Nicht nur in Hinblick auf den Trainer, sondern auch darauf, ob es nicht doch vernünftig wäre, einige Spieler auszutauschen.

Jeder Mensch begeht Fehler, jeder muss nach Tiefschlägen aller Art auch wieder aufstehen. Doch im österreichischen Fußball gibt es immer wieder Anlässe, nach denen ein Neustart gar nicht so leicht von der Hand gehen dürfte. Vor allem dann, wenn der für den Verein so immens wichtige Sieg schon greifbar nahe war. Und er dann doch, wieder einmal, furchtbar patschert verspielt worden ist.

E-Mails an:markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2016)

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