Österreich braucht ein Berufssportgesetz

Lukas Müllers tragischer Sturz wurde als Arbeitsunfall eingestuft – es ist ein Urteil mit weitreichenden Folgen.

Lukas Müller hat vor Gericht nicht nur gegen den Skiverband (ÖSV) gewonnen, sondern einen wichtigen Sieg für Österreichs Sportler generell errungen. Der seit einem Sturz bei der Skiflug-WM 2016 im Rollstuhl sitzende Müller musste dafür allerdings bis zum Verwaltungsgerichtshof gehen. Und dieser Entscheid hat weitreichende Folgen.

Ab sofort haben Sportler mehr Rechte und den ihnen zustehenden Schutz, wenn ihnen etwas bei der Ausübung ihrer Tätigkeit – und sei es nur als Vorspringer, wie Müller einer war – passiert. Der VwGH hat alle Aspekte, die eine Arbeitnehmereigenschaft zeigen, angenommen. Dazu Organisationsgefüge, Ausbildung, Mitwirkung bei der Veranstaltung und freilich das Entgelt – wenngleich der ÖSV dieses im Fall von Müller laut Sportgewerkschafter Gernot Baumgartner tatsächlich nur als „Taschengeld“ verstanden wissen wollte.

Dieses Urteil verändert auch das Geschäftsfeld für Versicherungen: Es wird zwangsläufig neue Modelle geben müssen. Und: Sie werden teurer. Jetzt muss ein Athlet, der mehr als 540 Euro Aufwandsentschädigung erhält, für den Wettkampftag oder eben auch einen Zeitraum (etwa Fußball-EM oder Olympia) angestellt werden.

Der revolutionäre Spruch des VwGH bedeutet allerdings umgehend höhere Kosten, noch mehr Aufwände und viel mehr Bürokratie für Vereine und Verbände. ÖSV und ÖOC können sich diese Ausgaben vermutlich leisten. Oder bezahlt der Staat jetzt Abgaben für Nationalteams? Aber was geschieht mit Volleyball- oder Basketballteams in Landesligen?

Eigentlich ist jetzt jeder Spieler Arbeitnehmer, aber als Hobbysportler unterwegs. Bringen Kosten für Versicherungen bzw. Anstellung kleinere Klubs nun endgültig in Bedrängnis?

Eine Reform, nein: Ein Berufssportgesetz, das klar zwischen Hobby- und Profisport differenziert und Kategorien festlegt, ist jetzt unerlässlich. Dieses Gesetz kann kein leeres Versprechen mehr bleiben – das ist das Verdienst von Lukas Müller.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2019)

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