Austria Wien: "Nicht jammern, spielen"

Wider Statistik Nicht jammern
Wider Statistik Nicht jammern(c) GEPA pictures (GEPA pictures Felix Roittner)
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Seit der Übernahme durch Red Bull im Sommer 2005 hat die Wiener Austria erst zweimal in Salzburg gewonnen.

Salzburg. 9. Mai 2010, Minute 91 in der Red-Bull-Arena: Zlatko Junuzović legt sich den Ball fein säuberlich zurecht. Er scheint ihn irgendwie sogar zu streicheln. Sein gefühlvoller Schuss wird lang und immer länger, Salzburg-Ersatztorhüter Heinz Arzberger streckt sich vergeblich – 1:0.

Näher als nach diesem Sieg in Runde 35 war die Wiener Austria einem Fußball-Meistertitel nicht mehr. Das umjubelte 1:0 vor zweieinhalb Jahren, nachdem es einen Punkt hinter Salzburg immerhin zum Vizemeistertitel reichte, war allerdings auch der bislang letzte Sieg der Violetten in der Mozart-Stadt. Seither gab es zwei Remis und in der vergangenen Saison zwei Zu-null-Niederlagen (0:2, 0:3).

Seit der Übernahme durch Red Bull im Sommer 2005 hat die Austria erst zweimal in Salzburg gewonnen. Den beiden 1:0-Siegen stehen in mittlerweile 14 Ligagastspielen im EM-Stadion Wals-Siezenheim neun Niederlagen und drei Remis gegenüber. Auch das Torverhältnis spricht Bände: 9:30.

Gepunktet haben die Violetten in Salzburg seit dem 20. März 2011 (1:1) nicht mehr. Im ersten Saisonduell am 22. September gab es zu Hause ein 0:1 durch ein Tor von Valon Berisha. Die Elf von Peter Stöger drängt nun darauf, diese Serie zu beenden. Violett kommt allerdings mit dem Wissen nach Salzburg, auch im Fall einer erneuten Niederlage Tabellenführer zu bleiben. Folglich wäre ein Remis nicht vollends überraschend.


Herbstmeister. Nur eine Trendwende im Schlagerspiel (16 Uhr/live ORF eins und Sky) könnte den Vorsprung von derzeit fünf Punkten weiter anwachsen lassen. Die Austria verteidigt auch ihre sensationelle Auswärtsserie. In dieser Saison hat der Tabellenführer sieben von acht Spielen in der Fremde gewonnen und noch keines verloren. Den einzigen Punkteverlust gab es am 7. Oktober in Form eines 1:1 bei Sturm in Graz.

Es ist also das Spiel der großen Chancen. Mit einem Sieg würde Violett auf jeden Fall als Tabellenführer überwintern. Von einer möglichen Vorentscheidung im Titelrennen will Austria-Trainer Peter Stöger aber nichts wissen. Dafür habe er im Fußball schon zu viel erlebt und die Saison ist, sehr zum Leidwesen violetter Anhänger, noch lange und bittere Niederlagen nicht ausgeschlossen. Stöger sagt: „Momentan sind das die zwei besten Teams. Salzburg ist eine Mannschaft, vor der wir Respekt haben. Fünf Punkte Vorsprung sind immer ein Vorteil. Und: Ich möchte nicht tauschen. Die Situation scheint für Salzburg schwieriger.“

Die Frage, ob es sein Team eher gemächlicher angehen würde, hielt er für obsolet. Austria spiele immer auf Sieg, Ausfälle von Rogulj, Holland oder Grünwald lässt Stöger nicht gelten. Als Trainer habe er einen anderen Blickwinkel: „Es ist nicht meine Aufgabe zu jammern. So ein Spiel ist etwas, wofür man arbeitet.“ Stöger setzt, nicht unerwartet, auf Stürmer Philipp Hosiner. Der 23-Jährige hat nach 17 Runden 17 Tore zu Buche stehen und auch schon für Admira zweimal gegen Salzburg getroffen. „Er muss sich nicht jede Woche beweisen“, sagt Stöger. „Die Daten und Fakten sprechen für sich.“

Was-wäre-wenn-Szenarien haben Stöger, 46, noch nie imponiert; im Gegenteil. Fußball lebt zwar von Träumen, doch letztlich zählen nur Ergebnisse, auch in Wien-Favoriten. Und Austria steht erstmals seit 2007 als Herbstmeister fest. Der Vorsprung von acht Punkten ist jedoch verlockend, selbst jeder Realist kann sich diesem Eindruck nicht entziehen. Nach Salzburg warten noch Aufsteiger WAC und Sturm Graz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.12.2012)

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