Lionel Messi: Samtpfote - wie vom Genie berührt

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Zum bereits vierten Mal wurde Lionel Messi zum Weltfußballer gewählt. Die Fußballwelt verneigt sich wieder einmal vor dem Argentinier. Ist er besser als Maradona? Besser als Pelé? Die Meinungen gehen auseinander.

Wien/Zürich. Zum bereits vierten Mal stand er da mit dem Goldenen Ball, zum vierten Mal hintereinander. Vermutlich nicht der letzte Rekord, den Lionel Messi, dieser zierliche Argentinier, gebrochen hat. Er spielt bei der vermutlich besten Vereinsmannschaft der Welt, er hat begnadete Mitspieler, er hat exzellente Trainer, weltweit liegen ihm die Fans zu Füßen. Er selbst hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert.

Schüchtern und zurückhaltend ist seine gesamte Erscheinung, Messi fühlt sich wohler im Trainingsanzug oder im Barça-Dress. An das Bild mit Mascherl und im Smoking kann man sich nur schwer gewöhnen, was Modeberatung betrifft, da hat der 25-Jährige sicher noch Aufholbedarf. Der gepunktete Rock ließ ihn bei der Gala in Zürich jedenfalls so richtig unwirklich erscheinen. Auch der große Diego Maradona war einmal mit so einem Outfit aufgefallen. Für einige Medien, die eher dem Lager von Real Madrid zugetan sind, ein gefundenes Fressen.

Die Regentschaft von Lionel Messi wurde also prolongiert, eine Wachablöse zeichnet sich nicht ab. Es sei denn, bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wird ein neuer Superstar geboren. „Wenn Messi weiterhin auf diesem Niveau spielt, dann ist es schwer, ihn zu übertreffen“, sagt Vicente del Bosque, der Spanien zum Weltmeister gemacht hat.

Und wo war der Titelgewinn?

Die Fachwelt diskutierte in Zürich erneut darüber, wer wohl der Größte im Weltfußball sei, Antwort darauf gibt es keine. Besser als Pelé? Besser als Maradona? Günter Netzer, einst begnadeter Kopf des deutschen Fußballs, lehnt Generationsvergleiche grundsätzlich ab. Er gibt zu, Bewunderer von Pelé zu sein, meint dennoch: „Was wir von Messi zu sehen bekommen, das hat es zu keiner Zeit gegeben.“

Franz Beckenbauer, der immerhin „Kaiser“ genannt und mit dem „Presidential Award“ ausgezeichnet wird, deklarierte sich als Anhänger der alten Fußballschule. „Pelé“, meint er, „war 20 Jahre Weltklasse. Deshalb steht Pelé auch über Messi. Wir wissen ja alle, dass er der beste Spieler der Welt ist. Aber nicht immer gewinnt der beste Spieler. Denn eigentlich musst du für so eine Auszeichnung Titel holen. Und das war bei Messi 2012 doch relativ wenig. Wenn es Ronaldo geworden wäre, dann hätte man auch nichts sagen können!“ Die spanischen Medien hingegen haben sich längst festgelegt, sie holten zu einer einzigartigen Huldigung aus. „Der Beste der Geschichte“, schreibt „Marca“, die in Barcelona erscheinende „Mundo Deportivo“ meinte in aller Bescheidenheit: „Goldener Messi – der Fußball heißt Messi.“

Der geehrte und gleichzeitig auch gerührte Ballzauberer machte den Anschein, als ob er sich lieber sein Spielzeug geholt hätte. Stattdessen musste er zum Rednerpult, das mag er so ganz und gar nicht. Die geladenen Gäste erreichte er dennoch. Vor allem, als der Argentinier über die Liebe zu seinem Sohn sprach. „Dieser Titel ist für Thiago. Noch kann er es nicht verstehen, aber er wird eines Tages groß sein und es verstehen. Meine Frau und mein Sohn sind das Schönste, was mir je passiert ist.“

Der Barcelona-Superstar steht am Donnerstag schon wieder auf dem Platz, Cup gegen den Provinz-Klub Cordoba ist angesagt. Messi-Treffer wären keine Überraschung. „Zum Feiern“, sagt er, „habe ich gar keine Zeit – ich denke immer an das nächste Spiel.“ Auch Andres Iniesta, der Dritter wurde, verneigte sich vor seinem Mitspieler.

Der Londoner „Daily Telegraph“ meinte: „Ronaldo und Iniesta sind Große. Aber Lionel Messi ist vom Genie berührt.“ Darum wurde er auch vergoldet. So oft wie kein anderer.

Auf einen Blick

Fifa-Gala. Weltfußballer des Jahres: Lionel Messi (ARG/FC Barcelona). Weltfußballerin des Jahres: Abby Wambach (USA/vereinslos). Trainer des Jahres: Vicente del Bosque (ESP/Teamchef Spanien). Trainerin des Jahres: Pia Sundhage (SWE/Teamchefin USA). Puskas-Award für das Tor des Jahres: Miroslav Stoch. [EPA]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2013)

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