Fußball: Die Wettmafia war in Österreich aktiv

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Der europäische Wettskandal umfasst jene österreichischen Spiele, die bereits 2009 im Visier der Ermittler waren. Die Bundesliga wartet auf neue Informationen.

Denhaag/Wien. Der Europol-Bericht über insgesamt 380 manipulierte Spiele in Europa wirft seinen Schatten auch auf Österreich. Bei den verdächtigen Partien handelt es sich um jene elf Spiele der Bundesliga bzw. Ersten Liga sowie zwei Europacupspiele, die schon im Zuge des Prozesses gegen den kroatischen Wettpaten Ante Sapina 2011 bzw. seinen Bruder Milan 2012 genannt worden waren.

Kapfenberg, Hartberg und Vienna waren die Namen, die damals in den Mittelpunkt rückten. Konkret soll es sich unter anderem um die Partien Kapfenberg – Salzburg (0:4, 29.August2009), Kapfenberg – Rapid (0:1, 23.September2009) und Kapfenberg – Austria (1:0, 28.Oktober2009) handeln. Letztere könnte auch jenes Spiel sein, bei dem mit 140.000 Euro das höchste Bestechungsgeld geflossen sein soll. Austria stellte in einer Aussendung klar, dass lediglich Spieler von Kapfenberg in der Zeugenaussage belastet worden wären.

Wie bereits im Sapina-Prozess sollen sich auf der von Europol genannten Liste von 24 verdächtigen Spielen in der Europa-League-Qualifikation auch die Duelle von Rapid mit dem albanischen Klub Vllaznia Shkodra im Juli 2009 wiederfinden.

Bundesliga-Vorstand Georg Pangl bestätigte, dass es sich bei den Europol-Ermittlungen um keine neuen Erkenntnisse handle. „Seit Wochen gibt es nichts Neues“, sagte Pangl und verwies auf eine Sitzung der Interpol Anfang März zum Thema Sportwetten. „Gemeinsam mit dem ÖFB stehen wir in engem Kontakt mit den ermittelnden Behörden, noch aber haben wir keine weiteren Detailinformationen.“

„Schlag ins Gesicht jedes Fans“

Sportminister Norbert Darabos erhofft sich einen Weckruf zugunsten einer engeren Zusammenarbeit und Vernetzung auf europäischer Ebene. „Das Ausmaß ist schockierend und ein Schlag ins Gesicht eines jeden Fußballfans“, kommentierte er die Europol-Enthüllungen. Da es sich um einen Kriminalfall handle, leitet die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Bereits im Vorjahr wurde ein Verein zur Wahrung der Integrität des österreichischen Sports ins Leben gerufen. „Es geht hier um Monitoring der Sportwetten und Aufklärungsarbeit bei Vereinen und Spielern“, erklärte Darabos.

Doch wie der aktuelle Fall aufzeigt, bedarf es deutlich weitgreifenderer Maßnahmen, um den internationalen Wettbetrug zu bekämpfen. Denn nicht einzelne Gruppen, sondern bestens organisierte und vernetzte Kartelle stecken dahinter. Die von Europol ausgemachten Drahtzieher mit Sitz in Singapur sollen bis zu 50Personen in zehn verschiedenen Ländern für ein einziges abgekartetes Spiel beauftragt haben.

Wettbetrug als Unternehmen

Dass der Ausgangspunkt in Asien liegt, überrascht dort tätige Ermittler nicht. Spielmanipulation sei längst ein riesiges Unternehmen auf einem Niveau mit Rauschgiftschmuggel, Prostitution sowie illegalem Waffenhandel – und folglich Verbindungen in die ganze Welt.

Im aktuellen Fall stießen die Ermittler in Rovaniemi, Finnland, auf eine heiße Spur. Dort ging der Polizei der Singapurer Wilson Raj Perumal ins Netz. Der einstige Amateurspieler schmierte laut Angaben der Ankläger Spieler von Finnland bis Simbabwe und wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Angesichts der Umstände ist sich Malaysias Aufdecker George Das sicher: „Es kann nicht sein, dass niemand in der Fußballwelt vor den Enthüllungen eine Ahnung über das Ausmaß der Korruption hatte.“

Auf einen Blick

Nach Angaben von Europol wurden 380 Spiele in Europa manipuliert. Darunter auch jene elf Spiele der Bundesliga und Erste Liga sowie zwei Europa-League-Qualifikationspartien, die bereits 2011 im Prozess gegen den Wettpaten Ante Sapina genannt wurden.

Die am stärksten betroffenen Länder sind die Türkei (79 verdächtige Spiele), Deutschland (70) und die Schweiz (41).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2013)

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