Hans Krankl: Fußball von einem anderen Planeten

Hans Krankl
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Hans Krankl wird 60. Der Ex-"Goleador" will nicht mehr als Trainer arbeiten, sieht eine massive Funktionärskrise und schwärmt von Ex-Club Barcelona.

Wien. Hans Krankls Wünsche zu seinem 60. Geburtstag am Donnerstag sind bescheiden. "Gesundheit, und dass alles so bleibt, wie es ist", sagte Österreichs Fußball-Ikone. Seine Tätigkeiten als Testimonial und Experte des Pay-TV-Senders "Sky" sowie als Kolumnist der Tageszeitung "Österreich" füllen den ehemaligen "Goleador" und Helden von Cordoba nach eigenen Angaben völlig aus.

Ein Engagement als Trainer kommt für den Jubilar nicht mehr infrage. "Das kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ich hätte wahrscheinlich das ideale Alter und die Erfahrung, aber ich will nicht mehr. Ich hatte meine Jahre. Dort, wo ich hin will, kann ich nicht hin, und dort, wo man mich haben will, will ich nicht hin."

Zuletzt arbeitete Krankl im Frühjahr 2009 beim LASK als Coach und schaffte mit den Linzern den Klassenerhalt. Davor fungierte er von Jänner 2002 bis September 2005 als ÖFB-Teamchef. Dass sein Vertrag vom damaligen ÖFB-Präsidenten Friedrich Stickler nicht bis zur Heim-EURO 2008 verlängert wurde, schmerzt offensichtlich immer noch. "Mit mir als Teamchef wäre die EM absolut anders und besser verlaufen. Ich bin überzeugt, dass die Nationalmannschaft mit mir besser abgeschnitten hätte", betonte der frühere Goalgetter, ergänzte aber im gleichen Atemzug. "Ich kann das auch leicht sagen, weil es keinen Gegenbeweis gibt."

In 31 Länderspielen brachte es Krankl auf zehn Siege, zehn Remis und elf Niederlagen. Die Qualifikation für die EM 2004 wurde verpasst, für eine Teilnahme an der WM 2006 gab es bei seinem Abgang nur noch eine theoretische Chance. Während derzeit das Gerüst des ÖFB-Teams von Legionären gebildet wird, konnte Krankl damals fast nur auf Kicker der heimischen Bundesliga zurückgreifen.

Deshalb wundert sich der 69-fache Internationale (34 Tore), warum es mit der Nationalmannschaft noch nicht wirklich aufwärts geht. "Mit diesem Team müsste mehr herauskommen, warum es nicht funktioniert, weiß ich aber auch nicht. Ich bin ja nicht beim Training dabei." An ein Ticket für Brasilien 2014 glaubt Krankl nicht. "Auch wenn ich mich freuen würde, aber da werden wir nicht dabei sein. Für die EM 2016 könnte es sich ausgehen, weil da auf 24 Teilnehmer aufgestockt wird."

Auch auf seine Rapid ist Krankl nicht gerade gut zu sprechen - mit dem aktuellen Vereins-Präsidenten Rudolf Edlinger lieferte sich der "Jahrhundert-Rapidler" so manches öffentliche Scharmützel. Allerdings räumt der ehemalige Finanzminister im November seinen Posten, und mit Dietmar Hoscher steht ein Krankl-Bewunderer ante portas, was ein grün-weißes Comeback des früheren Stürmer-Stars möglich erscheinen lässt. "Doch ich habe keine Ahnung, wie der Herr Hoscher denkt, ich weiß auch nicht, ob er Präsident wird. Ich kenne ihn nicht näher, nur vom Grüßen, daher kann ich dazu nichts sagen."

Völlig ausschließen wollte Krankl eine Rückkehr zum Rekordmeister jedoch nicht. "Wenn ich jemals etwas bei Rapid machen sollte, dann muss das etwas sein, das ich will, nicht etwas, das Rapid will. Ich bin mit meinen derzeitigen Tätigkeiten zufrieden und muss mich nicht wichtig machen so wie viele Funktionäre."

In den heimischen Funktionären sieht Krankl generell das größte Übel, nicht nur was den Fußball betrifft. "Sie sind der Grund dafür, dass es allgemein im österreichischen Sport nicht gut läuft. Wir haben seit 30 Jahren ein Funktionärsproblem. In jeder Sportart bringen wir großartige Athleten heraus, aber es gibt immer ahnungslose Funktionäre, das ist grausam."

Eine Lösung für dieses Problem hat auch Krankl nicht parat. "Man sollte sie alle rauswerfen und ihre Posten mit Ex-Sportlern besetzen. Aber das geht nicht, weil sie alle zusammenhalten. Ich habe mittlerweile akzeptiert, dass sie stärker sind."

Ablenkung vom Ärger über verkrustete Strukturen bieten für Krankl die Spiele seines Ex-Clubs FC Barcelona. "Das ist die beste Mannschaft der Geschichte, und ich bezweifle stark, dass es jemals eine bessere geben wird. Wenn jemand in der Nähe des perfekten Fußballs ist, dann Barcelona, die spielen auf einem anderen Planeten. Und Messi wird der beste Fußballer aller Zeiten werden."

Beim FC Barcelona krönte sich Krankl 1979 zum Torschützenkönig und holte in diesem Jahr auch den Europacup der Cupsieger dank eines 4:3 nach Verlängerung gegen Fortuna Düsseldorf, wobei der bald 60-Jährige das zwischenzeitliche 4:2 erzielte. Ob jemals wieder ein Österreicher eine derart tragende Rolle bei Barca spielen wird? "Das kann ich mir schwer vorstellen", meinte Krankl.

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