Fußball-Bundesliga: Die Zeit des Umbruchs

(c) Gepa (Martina Wohlesser)
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Grünweiß feierte zwar am Rathausplatz, aber Maierhofer ist in Ungnade gefallen. Didi Constantini empfahl sich als „Grisu“ für weitere Leasing-Aufträge.

WIEN. Die Rapid-Fans hatten noch einmal allen Grund zur Freude, der neue Meister verabschiedete sich mit einem 1:0-Sieg in Ried und am Sonntag wurde der Gewinn des 32. Titels auf dem Rathausplatz zelebriert. „Mit Kampfkraft und Herz siegten wir über den Kommerz“, stand auf einem Transparent zu lesen. „Ihr habt den Mythos gelebt, der unser Leben bewegt.“ Im Doppeldecker rollte die erfolgreiche Mannschaft zur Hochburg von Michael Häupl, begeisterter Fan des violetten Lokalrivalen Austria, vor. Eskortiert wurden die Hütteldorfer von 32 Harley Davidson.

Ein Kampf und ein Krampf

Die insgesamt sieben Nationalspieler müssen heute in die Südstadt einrücken, sportmotorische Tests stehen auf dem Programm. Mit dabei auch Stefan Maierhofer, der es sich mit Peter Pacult verscherzt hat. Der Rapid-Trainer hat den Sturmtank in Ried auf der Ersatzbank schmoren lassen, Pacult ist enttäuscht, dass sich der 2,02-Meter-Riese noch immer nicht zu den Hütteldorfern bekennt. „Er sollte sich überlegen, wie viele Angebote er im Winter gehabt hat. Viele werden es nicht gewesen sein. Vielleicht genau eines.“ Und nun lasse er den Verein, der ihn groß gemacht hat, zappeln.

Welche Figur Maierhofer bei den Leistungstests in der Südstadt abgeben wird, das steht in den Sternen. Ein Konditionswunder steckt jedenfalls nicht im Leihspieler von Greuther Fürth. Man erinnere sich nur an das 7:0 in Salzburg, noch zu Ostern hatte sich Maierhofer nach 70 Minuten von Schmerzen geplagt und Krämpfen gebeutelt auf dem Boden gewälzt. Ihm hinkt immer noch nach, dass er einen Großteil der Vorbereitung versäumt hat.

Gefeiert haben nach der letzten Runde auch die Austrianer, Violett ist nach dem 2:1-Zittersieg über Absteiger Wacker Innsbruck im Uefa-Cup vertreten. Zum Helden wurde Didi Constantini gemacht, der „Leasing-Coach“ hat wieder einmal sein Ziel erreicht. Vier Siege, ein Remis und eine Niederlage reichten, um Rang drei zu retten. Als „Feuerlöscher“ hatte man den gebürtigen Tiroler geholt, als „Grisu von Favoriten“ wurde er mit einem Feuerwehrhelm von Präsident Wolfgang Katzian beschenkt.

Daxbacher ohne Mannschaft?

So richtig überzeugen konnte die Austria, die im Herbst mehrmals die Chance ungenützt ließ, sich so richtig abzusetzen, aber auch unter Constantini nicht. Gegen Innsbruck erfolgte die Erlösung erst 20 Minuten vor Schluss, ein Doppelschlag durch Sariyar und Sulimani verhinderte gegen die wackeren Tiroler eine Blamage. „Wir haben oft nicht gezeigt, was wir können“, so Constantini. „Ich bin dennoch glücklich, dass wir das Ziel erreicht haben – und dafür hat man mich ja geholt.“

Die Zukunft der Wiener Austria steht jedoch in den Sternen, teilweise liegt sie auch in den Händen von Frank Stronach. Die geschaffte Qualifikation für den Uefa-Cup sollte zumindest die Sponsorensuche erleichtern. Potente Geldgeber (Rewe?) sind willkommen, schließlich muss die AG bald auf eigenen Füßen stehen.

Constantinis Nachfolger Karl Daxbacher (verjuxte mit dem Lask sogar noch einen UI-Cup-Startplatz) muss damit rechnen, dass er einen halben Neustart wagen wird müssen. Die Abgänge von Radomski, Gercaliu, Lasnik, Mair, Ertl und Aigner sind fix, auch Sanel Kuljic, der noch um ein Euro-Leiberl raufen darf, dürfte nicht in Favoriten bleiben.

Einen Umbruch muss auch Sturm machen, Prödl wechselt zu Werder, in die deutsche Bundesliga könnte ihm auch Jürgen Säumel (Aufsteiger Gladbach) folgen. Salmutter wiederum will innerhalb von Österreich zum Lask wechseln. Eine Entscheidung, die nicht ganz nachvollziehbar ist.

EM-COUNTDOWN

Für Österreichs Teamspieler beginnt am Montag und Dienstag die unmittelbare Vorbereitung auf die Euro 2008. Im Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung in der Südstadt absolviert dieser 20 Spieler umfassende Kreis leistungsdiagnostische Tests.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2008)

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