Fußball: Litauen sorgt für österreichische Ernüchterung

FUSSBALL - FIFA WM 2010, Quali, LTU vs AUT
FUSSBALL - FIFA WM 2010, Quali, LTU vs AUTGEPA pictures (Gepa Pictures/ Guenter Artinger)
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Österreichs Team enttäuscht in der WM-Qualifikation in Litauen und geht mit 0:2 unter. Für die Entscheidung sorgt Danilevicius nach der Pause mit einem Doppelschlag.

Der umjubelte Höhenflug war von kurzer Dauer, Österreichs Hoffnungen in der WM-Qualifikation haben einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Dem 3:1-Sieg gegen Frankreich folgte am gestrigen Abend eine 0:2-Niederlage in Litauen. Die Mannschaft von Karel Brückner fand in Marijampole nie ins Spiel, konnte an die beherzte Leistung vom Samstag nicht anschließen. Die Litauer waren den Österreichern in allen Belangen überlegen, feierten einen verdienten Erfolg und halten nach zwei Spielen überraschend bei sechs Punkten.


Für Österreichs Team begann der Spieltag mit einer Hiobsbotschaft. Marc Janko, der beim 3:1-Sieg gegen Frankreich grandiose Form bewiesen hat, musste sich beim Teamchef abmelden. Den Salzburg-Torjäger hat eine Virus-Erkrankung (Magen-Darm) außer Gefecht gesetzt. Zwei Tage vorher war Roland Linz mit ähnlichen Beschwerden aus dem Kader ausgeschieden. Damit war Karel Brückner gezwungen, seine Mannschaft umzustellen. Erstmals durfte Stefan Maierhofer, Rapids Goalgetter, von Beginn an stürmen. Aber der 2,02-Meter große Sturmtank ist es vom Verein her nicht gewohnt, eine alleinige Speerspitze bilden zu müssen. In Hütteldorf steht ihm der quirlige Erwin Hoffer zur Seite, der allerdings wurde erst (zu) spät eingewechselt.

Kampfstark, angriffslustig

Gewollte „Revolutionen" fanden natürlich nicht statt, dafür ist Brückner zu konservativ. Und dazu wusste der 68-jährige Tscheche nur allzu gut, was ihn in Marijampole erwarten würde. Die Litauer präsentierten sich genau so, wie er es erwartet hatte: Kompromisslos, zweikampfstark, lauffreudig und angriffslustig. Der 3:0-Sieg der Balten in Rumänien hat im Land, in dem Basketball die Sportart Nummer eins ist, eine neue Fußball-Euphorie entfacht. Nur die Infrastruktur kann mit dem Aufschwung noch nicht mithalten. Gespielt wurde nämlich im kleinen Marijampole Football Club Stadion, das aus nur einer einzigen Tribüne besteht, auf der sich allerdings beinahe 4500 Zuschauer drängten. Ein besserer Dorfplatz, der ein wenig an Kottingbrunn erinnerte, in näherer Umgebung aber fanden sich weder Geschäfte, noch Gasthäuser, eine Tankstelle war der einzig belebte Platz.
Die Österreicher wären gut beraten gewesen, hätten sie dort einen Zwischenstopp eingelegt, um die Akkus aufzuladen oder den Tiger in den Tank zu lassen. Die Litauer rangen Rotweißrot alles ab, sie forderten die Frankreich-Bezwinger mehr, als ihnen lieb war. Große Probleme bereitete der Abwehr der Italien-Legionär Tomas Danilevicius (Livorno). Der groß gewachsene Stürmer ließ Stranzl, Prödl und Co. keine ruhige Minute, obendrein brachten die Litauer immer wieder den kleinen Ksanavicius geschickt ins Spiel.

Auch das österreichische Mittelfeld musste eng zusammen rücken, um den Schwung der Litauer bremsen zu können. Wobei Teamchef Brückner vor dem Anpfiff noch an die Flügelspieler appellierte, sich in die Entlastungsangriffe einzuschalten. Fuchs und Harnik waren also gefordert. Aber aus dem Spiel heraus klappte wenig. Und auch bei den Standardsituationen herrschte diesmal Ebbe.

Ferserl und Scheiberl

Ivanschitz probierte es mit Weitschüssen, ins Schwarze traf er jedoch nicht. Auch Scharner konnte Litauens Tormann unmittelbar nach Seitenwechsel nicht in Bedrängnis bringen. Da hatte Manninger schon on viel mehr zu tun. In der 53. Minute war der Juventus-Ersatz-Keeper dann geschlagen. Livorno-Legionär Danilevicius riskierte einen direkten Freistoß-Schuss aus gut 30 Metern, der Ball wurde abgelenkt - 0:1. Manninger war machtlos. Nur sechs Minuten später der nächste Tiefschlag. Diesmal wurde die gesamte österreichische Abwehr düpiert, Danilevicius narrte alle, erzielte das 2:0. Und wie auch noch. Ein Ferserl, wie man so schön sagt. Fast schon ein Scheiberlspiel, das die Litauer in Marijampole aufzogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2008")

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