Die Euro 2012 in Polen und in der Ukraine wackelt

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dnjepropetrowsk(c) Reuters (POOL)
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Uefa-Präsident Platini setzt die Gastgeberländer unter Druck. Ersatzkandidaten würde es genug geben.

WARSCHAU. Die Ukraine hat ihre eigene Logik. „Zugegeben, die Vorbereitungen bei uns laufen schlecht, sogar sehr schlecht – aber nicht katastrophal“, erklärt Sergij Wasyliew. Der Sprecher des ukrainischen Fußballverbandes sieht keinen Grund zur Beunruhigung in Sachen EM 2012. Ein Mann ist da allerdings anderer Meinung: Michel Platini. Der Präsident der Uefa war bei seinem Besuch Ende Juni in der Ukraine und Polen alles andere als erfreut über den Stand der Vorbereitungen für das Turnier, das in der Ukraine und Polen ausgetragen werden soll. Auf der Tagung des Uefa-Exekutivkomitees heute und morgen in Bordeaux wird aus diesem Grund darüber diskutiert, den beiden Ländern die EM wieder wegzunehmen.

Problematische Hooliganszene

Einer der Kritikpunkte ist, dass der Bau der Stadien in den vier polnischen (Warschau, Lodz, Danzig, Breslau) und ukrainischen (Kiew, Donezk, Dnjepropetrowsk, Lwow) Spielorten nur sehr schleppend vorangeht. Darüber kann auch die Eröffnung des Stadions in Dnjepropetrowsk vor wenigen Tagen nicht hinwegtäuschen. Zudem ist das Flug- und Straßennetz in beiden Ländern in einem überaus schlechten Zustand. Und es gibt viel zu wenige Hotels für die Fans, Funktionäre und Spieler.

Ungelöst ist das Sicherheitsproblem mit der Hooliganszene. „Ihr habt noch viel zu tun und vier Jahre sind sehr, sehr wenig Zeit“, erklärte Platini nach seiner Visite dem ukrainischen Präsidenten Wiktor Juschtschenko mit drohendem Unterton. Der ukrainische Präsident und Premierministerin Julia Timoschenko hatten laut Platini „mündliche Zusagen“ über die Weiterentwicklung der Vorbereitungen gegeben. Doch kaum war der Uefa-Chef abgereist, schienen diese Versprechungen vergessen. Seit Wochen tobt zwischen den beiden ein Machtkampf, der das Land im politischen Chaos versinken lässt. Der Fußball muss in diesem Fall warten.

Die Liste der möglichen Ersatzgastgeber ist inzwischen lang. Italien wird genannt, Spanien, Irland oder England. Würde Polen und der Ukraine das Turnier weggenommen, müsste sich die Uefa wohl auf ihrer jetzigen Sitzung entscheiden. Möglich ist allerdings auch, dass nur über der Ukraine der Daumen gesenkt wird, da Polen wohl zugetraut wird, mit den Vorbereitungen rechtzeitig fertig zu werden.

Springen Berlin und Leipzig ein?

In diesem Fall käme Deutschland als möglicher Co-Gastgeber ins Spiel. Spekuliert wird, dass Spiele im Berliner Olympiastadion und dem Leipziger Zentralstadion ausgetragen werden könnten. Der Vorteil: Die Uefa könnte die Fortschritte in der Ukraine noch einige Zeit beobachten und müsste sich erst kurzfristig entscheiden. Aus Deutschland kommt allerdings ein Dementi. „Das Thema spielt für uns gar keine Rolle. Wir respektieren die Gastgeber und stehen voll hinter ihnen. Es gibt auch keine Anfrage der Uefa“, erklärte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.09.2008)

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