Fußball: Krise der Ukraine gefährdet Euro 2012

(c) EPA (Leszek Mzymanski)
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Das Land steht am Rande des Staatsbankrotts, versinkt zudem im politischen Chaos und die Vorbereitungen auf die EM scheinen zum Erliegen gekommen zu sein. Gute Nachrichten kommen dagegen aus Polen.

Warschau. Zweifelhafte Komplimente für Polen. Die Städte seien ganz hübsch, urteilte David Taylor, „allerdings ist es ganz schön schwierig, diese zu erreichen“. Damit demonstrierte der Uefa-Generalsekretär, wie man auf sehr diplomatische Art, vernichtende Kritik an der Infrastruktur eines Landes äußern kann. Dann fügte er noch hinzu, dass ihm der Bahnhof von Breslau (Wroclaw) sehr gut gefallen habe – von außen. Im Klartext: von innen ist das Gebäude unansehnlich und schmutzig.

Taylor wollte sich bei seinem Besuch noch einmal vergewissern, wie die Vorbereitungen Polens und der Ukraine in Sachen Fußball-Europameisterschaft 2012 laufen. Offensichtlich befürchtet der europäische Verband, dass beide Länder angesichts der Finanzkrise die Zügel schleifen lassen. Dabei kamen aus Warschau zuletzt positive Nachrichten. Der Bau der Stadien geht voran und die Regierung will noch einmal Geld in den Ausbau der Straßen im Land pumpen. Generalsekretär Taylor versicherte nach seinem Besuch noch einmal, dass Polen trotz momentaner Defizite auf jeden Fall Gastgeberland der Euro sein werde.

Ganz anders die Ukraine. Das Land steht am Rande des Staatsbankrotts, versinkt zudem im politischen Chaos und die Vorbereitungen auf die Euro 2012 scheinen zum Erliegen gekommen zu sein. Aus diesem Grund wagte sich Polen jüngst mit einem „Plan B“ an die Öffentlichkeit. „Wir sind bereit, statt der geplanten vier auch sechs Spielstätten zu bauen“, verkündete der polnische Sportminister Miroslaw Drzewiecki. Das war als Hilfsangebot gemeint, wurde in Kiew allerdings als Beleidigung aufgefasst.

„Wir haben alle Voraussetzungen, um eine normale Vorbereitung zu gewährleisten“, bellte der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko zurück.

So viel Selbstsicherheit angesichts des Durcheinanders in Kiew stieß bei der Uefa allerdings auf Widerspruch. „Mit aller Hochachtung für das Staatsoberhaupt der Ukraine, aber die Entscheidung, wo die Spiele der Euro 2012 ausgetragen werden, liegt im Kompetenzbereich der Uefa“, stellte William Gaillard, Sprecher des Verbandes, etwas angesäuert klar.

Damit gab er den Gerüchten neue Nahrung, die Euro 2012 könnte der Ukraine ganz weggenommen werden. Im Gespräch waren zuletzt Berlin und Leipzig als Ersatzorte. Viel Zeit hat die Ukraine nicht mehr. Im Mai erscheint der endgültige Uefa-Report zum Stand der Vorbereitungen in Polen und der Ukraine. Dann könnte es heißen: 6:2 für Polen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2009)

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