Bundesliga. Rapid besiegt Altach mit 1:0, Prosenik traf in der 95. Minute. Austria unterlag Sturm 1:2 in der 95. Minute, Trainer Gerald Baumgartner ist schwer angezählt. Admira ist Tabellenletzter.
Wien. Rapid wollte seinen „Fluch“ beenden, plakativ hatten die Hütteldorfer vor dem Heimspiel gegen Altach darauf hingewiesen. Seit zehn Spielen war man gegen Aufsteiger sieglos, also gegen WAC, Admira und auch gegen Altach, das beide vorangegangenen Saisonduelle (1:0, 2:0) gewonnen hatte. Doch in der vierten Runde der Frühjahrsmeisterschaft wollte trotz drückender Überlegenheit im Happel-Stadion lange nichts gelingen.
Altach-Keeper Lukse parierte sogar einen Elfmeter von Alar (70.). Der Ländle-Klub schien das 0:0 mit allen Mitteln der Kunst über die Zeit zu bringen. Doch dann schlug Philipp Prosenik zu. Sein umjubeltes Tor zum 1:0 (95.) rettete Rapid die Derby-Generalprobe – und Platz 2 in der Tabelle.
Salzburg gab sich in der Südstadt keine Blöße, besiegte Admira mit 4:1. Für die Südstädter war es doppelt bitter, denn Wr. Neustadt befindet sich im Hoch und besiegte nach der Austria (1:0) auch Grödig (3:1) – damit ist Admira Schlusslicht der Fußball-Bundesliga.
Austria-Trainer Gerald Baumgartner wirkte geknickt. Die Last-Minute-Niederlage gegen Sturm, das bittere 1:2 in der 95. Minute, hatte ihm arg zugesetzt. „Fußball“, sagte der Salzburger, „kann brutal sein.“ Austrias Erscheinungsbild ist aber die ganze Saison schon über enttäuschend, nicht erst seit diesem Rückschlag. Das Gesicht der Mannschaft ist ein Trainer, der händeringend nach Lösungen sucht, sie aber nicht findet.
Baumgartners Siegermentalität
Bereits in der Hinrunde stand Baumgartner schon vor dem Aus. Erst nach acht Runden gelang gegen Ried der erste Sieg, es folgte zumindest ein Auswärtserfolg in Salzburg. Dauerhaft positive Stimmung blieb am Verteilerkreis dennoch eine Illusion. „Siegermentalität und Zusammenhalt“, Baumgartner sprach zwar oft davon, doch die gab es in Favoriten nie. Jetzt steht der Klub erneut vor einem großen Problem: in vier Spielen der Rückrunde verloren die Violetten drei Mal.
Wieder wurden sie anschließend gestellt, die Fragen nach der Daseinsberechtigung Baumgartners als Trainer der Wiener. Der 50-Jährige hatte sich in den vergangenen Monaten eine dicke Haut zugelegt. „Ich versuche, das Berufliche vom Privaten fernzuhalten, sonst würde mir manchmal der Kopf explodieren“, erklärte der Salzburger und betrieb Werbung in eigener Sache. „Ich habe einen sehr guten Draht zur Mannschaft, sie will mit mir arbeiten, unbedingt.“ Nur, wie lange wollen die Vorgesetzten noch mit ihm?
Die Tabelle spricht eine für Austria beängstigende Sprache. Platz sechs, Gedanken an eine zweite Saison ohne Teilnahme am Europacup in Serie kommen auf. Die Einbußen würden zuallererst Markus Kraetschmer aufschrecken lassen, doch der Finanzvorstand bewahrte Ruhe. Er stärkte dem in Favoriten ungeliebten, unglücklichen Trainer den Rücken. „Er ist kein Thema“, sagt Kraetschmer. „Es ist absolut sicher, dass er im Derby auf der Bank sitzt.“ (cg/fin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)