Thorsten Fink: Der Krisenmanager aus Dortmund

Thorsten Fink gibt nun bei Austria die Richtung vor
Thorsten Fink gibt nun bei Austria die Richtung vorAPA/EPA/Marcus Brandt
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Thorsten Fink, in Salzburg einst Assistent von Giovanni Trapattoni, soll Violett in eine neue Ära führen. Dass der Deutsche, 47, nicht erste Wahl war, ist dabei kein Hindernis.

Donnerstag, 17.21 Uhr: Die lange Suche hatte ein Ende, die letzte Unterschrift war getätigt. Elf Minuten später gab die Wiener Austria die Verpflichtung von Thorsten Fink als neuen Trainer bekannt. In den vergangenen Wochen ist der im Winter bestellte Sportdirektor Franz Wohlfahrt quer durch Europa gereist, um mit etlichen Kandidaten Gespräche zu führen. Die Namen Armin Veh und Werner Gregoritsch wurden kolportiert, mit Fortdauer der Verhandlungen stellte sich Felix Magath als Wunschkandidat Nummer eins heraus.

Der deutsche Startrainer stand ante portas, doch er kam nicht. Es soll sich an den Gehaltsvorstellungen von Magaths Konditionstrainer gespießt haben, heißt es. Am Pfingstwochenende sagte der 61-Jährige den Wienern ab, seine Zukunft könnte bei Spartak Moskau liegen. Nun übernimmt mit Fink also ein Landsmann Magaths das Kommando am Verteilerkreis. Der 47-Jährige erhielt einen Zweijahresvertrag mit vereinsseitiger Option. „Seine Verpflichtung ist aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner Erfahrung eine großartige Geschichte für unseren Klub“, sagte Wohlfahrt, der darauf verwies, Fink „vom ersten Tag an auf der Liste gehabt zu haben“. Ein Szenario, das unwahrscheinlich scheint, hatten sich Fink und dessen letzter Arbeitgeber, Apoel Nikosia, doch erst am 11. Mai auf eine einvernehmliche Auflösung des laufenden Vertrags geeinigt.

Das Jawort Finks zu den Veilchen war danach längst nicht Gewissheit. Der gebürtige Dortmunder, der seine größten Erfolge mit Bayern München feierte, wurde auch mit Sparta Prag und Hannover 96 in Verbindung gebracht. Noch am Mittwoch hatte sich Fink mit Hannover-Präsident Martin Kind getroffen. Keine 24 Stunden später sagte Fink: „Franz Wohlfahrt hat mich mit seinem Konzept voll überzeugt. Ich spüre, dass der ganze Verein mich unbedingt will. Das ist der richtige Schritt für mich.“ Der Aufsichtsratbeschluss der Wiener fiel einstimmig aus.

Nach den glücklosen Engagements von Nenad Bjelica, Herbert Gager, Gerald Baumgartner und jüngst Andreas Ogris hofft die Austria, erstmals seit der Bestellung von Peter Stöger vor drei Jahren auf dem Trainersektor wieder einen Treffer zu landen. Stöger war damals wie auch diesmal Fink nicht in der Pole-Position. Erst die Absage von Franco Foda, er dockte bei Kaiserslautern an, ebnete den Veilchen den Weg zum Meistertitel.

Das Lechzen nach Erfolg

Seinen ersten offiziellen Arbeitstag bestreitet Fink am 22. Juni, wenn die Mannschaft in die Vorbereitung auf die neue Saison startet. Schon am kommenden Montag trifft sich der Champions-League-Sieger 2001 mit Wohlfahrt in Klagenfurt zu weiteren Gesprächen. Am Mittwoch ist er Tribünengast, wenn die Austria gegen Salzburg um den Cup spielt. Nur im Fall eines Erfolgs sind die Wiener in der kommenden Saison international vertreten. Fink wird, trotz eines Zweijahresvertrages, wenig Zeit zur Eingewöhnung bekommen. Es gilt, möglichst rasch eine schlagkräftige Truppe zu formen. Eine weitere, derart schwache Saison kann sich die Austria nicht leisten, Budget und Image haben genug gelitten. Die Entscheidung pro Fink wird auch zur Bewährungsprobe von Wohlfahrt, der sagt: „Unsere Vorstellungen sind klar und logisch, wir müssen 2015/16 eine bessere Rolle in der österreichischen Liga spielen, 42 Punkte sind zu wenig.“

Fink soll der Austria auf dem Rasen eine Philosophie vermitteln, die wieder auf Kombinationsspiel beruht. Wohlfahrt: „Ich bin zu 100 Prozent überzeugt, dass das eine positive Geschichte wird.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2015)

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