Das Verfahren bei der öffentlichen Vergleichsstelle ÖRA hemmt die Verjährung. Damit sollen keine Schadenersatzansprüche aus dem dubiosen Deal vor der WM 2006 verloren gehen.
Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat nach Informationen von SZ, NDR und WDR still und heimlich ein in der Fußballbranche sehr ungewöhnliches Verfahren eingeleitet. Nämlich aus Sorge, dass etwaige Schadenersatzansprüche in Millionenhöhe verjähren könnten. Um die "notwendigen Vorkehrungen" zu treffen, so teilt es der DFB mit, habe man sich an die Öffentliche Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle (ÖRA) in Hamburg gewandt.
Das Verfahren richtet sich gegen die gesamte Spitze des Organisationskomitees (OK) der WM 2006. Also gegen den einstigen OK-Chef Beckenbauer; gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach; gegen den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt; sowie gegen den Beckenbauer-Vertrauten Fedor Radmann.
Ansprüche sollen nicht verlorengehen
Der Fußball-Bund hat einen Antrag auf "Einleitung eines Güteverfahrens" gegen seine einstigen Spitzenleute sowie gegen die Fifa und den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus eingereicht. Solch ein Antrag hemmt die Verjährung; es sorgt also dafür, dass keine Ansprüche verloren gehen.
6,7 Millionen Euro waren mit Hilfe von Louis-Dreyfus verschoben worden und am Ende vermutlich in einer schwarzen Fifa-Kasse gelandet. Der DFB und seine heutige Verbandsspitze sahen sich Ende 2015 gezwungen, zu handeln um eine Verjährung der Ansprüche zu verhindern.
"Der Spiegel" hatte vor wenigen Monaten den dubiosen Deal im Vorfeld der WM 2006 enthüllt. Anwälte der Kanzlei Freshfields durchleuchten im Auftrag des DFB den Millionen-Deal, die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung. Strafen und Steuernachzahlungen stehen im Raum.
>> Artikel in der "Süddeutschen Zeitung"
(red.)