Fußball: ÖFB-Team besiegt Albanien mit 2:1

APA/HERBERT PFARRHOFER
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Österreich feierte im ersten von vier Testspielen vor der EM einen Sieg. Kollers Elf zeigte altbekannte Stärken, aber auch eklatante Defensivschwächen.

In 75 Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Trotz aller Sorgen und Ängste, die sich aufgrund von Terroranschlägen in den Köpfen vieler Fans manifestiert hat. Die 24 teilnehmenden Teams versuchen an mögliche Horrorszenarien gar nicht erst zu denken, die Konzentration gilt dem Sportlichen. Österreichs Nationalmannschaft ist wie jene von Albanien qualifiziert, Samstagabend wurde im Wiener Happel-Stadion für den Ernstfall in zweieinhalb Monaten geprobt. Für das ÖFB-Team war es der erste von vier Tests vor dem EM-Auftakt gegen Ungarn in Bordeaux am 14. Juni.


Teamchef Marcel Koller zeigte sich in der Aufstellungsfrage einmal mehr wenig erfinderisch. Er vertraute zu Beginn seiner stärksten Elf. Die einzig vakante Position war jene neben Aleksandar Dragovic in der Innenverteidigung, dort hat Koller die Qual der Wahl. Martin Hinteregger bekam gegenüber Kevin Wimmer und Sebastian Prödl den Vorzug. Es wäre keine Überraschung, würde die Startformation beim ersten Spiel der Euro genauso aussehen. Die Mannschaften von Österreich und Albanien weisen durchaus Gemeinsamkeiten auf. Die besten Fußballer des Landes verdienen ihr Geld im Ausland, mitunter deshalb entwickelte sich aus einer Mitläufer-Nation ein Endrunden-Teilnehmer.


Dass die EM-Euphorie hierzulande längst ausgebrochen ist, zeigte sich im Rahmen des Trainingslehrgangs der Österreicher in den vergangenen Tagen in Stegersbach. 1500 Fans hatten den öffentlichen Einheiten beigewohnt, David Alaba und Co. wurden wie Popstars gefeiert. Dass gegen Albanien dennoch nur 28.600 Zuschauer – knapp die Hälfte waren Gäste-Anhänger - den Weg ins Stadion fanden, kam demnach unerwartet. Mögliche Gründe: Der unglückliche Karsamstag-Termin und hohe Ticketpreise (24 Euro an der Torseite, 40 Euro an der Längsseite) für einen freundschaftlichen Vergleich mit einem Gegner, der nicht zu klingendsten in Europa zählt.


Dabei hätte sich das Spiel durchaus volle Ränge verdient, weil Österreich von Beginn engagiert zu Werke ging. Janko und Hinteregger setzten in den Anfangsminuten erste Nadelstiche, Kollers Mannen sich früh in der gegnerischen Hälfte fest – und wurden dafür belohnt. Nach Zuspiel von Junuzovic setzte Janko zum Sprint an, im Duell mit Gegenspieler Agolli hatte der Stürmer Glück und zeigte Geschick: Mit dem Rücken zum Tor spitzelte Janko den Ball zum 1:0 an Torhüter Berisha vorbei (6.). Es war das 26. Tor des Angreifers in seinem 51. Länderspiel, damit zog der Basel-Legionär mit Matthias Sindelar und Andreas Herzog gleich und ist nun der sechstbeste Torjäger der ÖFB-Geschichte.

Offenes Visier

Albanien wirkte in der Anfangsviertelstunde überfordert und unorganisiert, weshalb Österreich in der 13. Minute bereits den zweiten Treffer bejubeln durfte. Nach einem weitem Abschlag von Almer fühlte sich kein Albaner zuständig, sehr wohl aber Harnik. Der 28-Jährige reagierte am schnellsten und schoss ungestört zum 2:0 ein. Die Österreicher kontrollierten fortan das Geschehen, die Mannschaft des Italieners Giovanni de Biasi wurde nur wenige Male aus Kontern gefährlich. Die beste Chance in Halbzeit eins fand Lenjani mit einem kräftigen Weitschuss, der nur knapp das Tor verfehlte, vor (26.). Jener Lenjani sorgte nach Wiederbeginn mit seinem sehenswerten 1:2-Anschlusstreffer (47.) für Spannung, weil die neu formierte ÖFB-Abwehr (Suttner und Wimmer für Fuchs und Hinteregger) noch nicht im Bilde war. Albanien witterte urplötzlich seine Chance, von den Rängen hagelte es lautstarke Unterstützung.


Es entwickelte sich ein emotionales wie rasantes Spiel, beide Teams suchten ihr Heil nun in der Offensive, offenbarten in der Defensive dadurch manche Lücke. In der 56. Minute hatte der spielfreudige Arnautovic eine solche ausgemacht. Sein Querpass fand Junuzovic, dessen Versuch aus wenigen Metern aber knapp nicht das Tor. Auf der Gegenseite gewährte Österreichs Defensive den Gästen immer wieder unerklärlich große Räume. Unrühmlicher Höhepunkt der Schlussphase war ein Foul von Kace (Gelb-Rot, 78.) an Dragovic

Debüt von Schöpf

Marcel Koller bediente sich wie angekündigt all seiner sechs Wechselmöglichkeiten. Debütant Alessandro Schöpf wusste bei seinem Kurzeinsatz zu gefallen, agierte ballsicher und mit Übersicht. Unmittelbar vor dem Schlusspfiff fand Team-Rückkehrer Burgstaller noch die große Chance auf das 3:1 vor. Marc Janko bilanzierte zufrieden: „In der ersten Halbzeit war das in Ordnung, in der zweiten haben wir die Albaner etwas zu sehr ins Spiel kommen lassen, waren zu passiv. Aber am Ende des Tages zählt der Sieg gegen einen EM-Teilnehmer.“ Am Dienstag folgt der Test gegen die Türkei (20.30 Uhr, live in ORF 1).

("Die Presse", Printausgabe 27.3.2016)

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