Die Redakteure der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hätten sich "nicht an die Abmachungen gehalten" kritisiert AfD-Vizechef Alexander Gauland. Die Zeitung sieht das anders.
Nach der Kritik an seinen Äußerungen über den deutschen Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng hat sich der stellvertretende Chef der deutschen AfD, Alexander Gauland, in einem Schreiben an die Mitglieder seiner Partei verteidigt. Seine Äußerungen seien "ein als vertraulich klassifiziertes Hintergrundgespräch" gewesen, beklagte er. Die Redakteure der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hätten sich aber leider "nicht an die Abmachungen gehalten" und ihm auch keine Zitate zur Autorisierung vorgelegt. Die "FAS" hatte ihn am Wochenende mit den Worten zitiert, die Leute fänden den farbigen Innenverteidiger Boateng "als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben".
Bei der "Frankfurter" sieht man das anders und hat nach ersten Vorwürfen Gaulands bereits am 29. Mai die eigene Sicht auf die Rahmenbedingungen vorgelegt: Es habe sich um ein Informationsgespräch zur Vorbereitung eines Artikels gehandelt, wie man es mit Gauland gelegentlich führe: "Wie es üblich ist, sagte er, welche Teile des Gesprächs er nicht veröffentlicht sehen wolle. Die Absprache wurde streng eingehalten". Wie es ebenfalls bei Gauland üblich sei, habe er aber nicht darum gebeten, Zitate aus dem zur Veröffentlichung bestimmten Teil vorgelegt zu bekommen: Und in diesem Teil des Gesprächs, von dem Gauland habe wissen müssen, dass Sätze veröffentlicht werden könnten, seien die Äußerungen über Boateng gefallen.
Im Mittelpunkt des Gespräches hatten nach Angaben des AfD-Vize Auseinandersetzungen im Bundesvorstand seiner Partei "sowie der ungebremste Zustrom raum- und kulturfremder Menschen nach Deutschland" gestanden. Er könne nicht mehr sagen, wer zuerst den Namen Boateng genannt habe - "ich bilde mir ein, es war einer der beiden FAZ-Redakteure, da mir der Name wie auch der Fußballsport weitgehend fremd sind".
"Dabei mag das Zitat gefallen sein", fügte Gauland hinzu. Er habe dem aber "keine Bedeutung beigemessen, da das Gespräch nicht zur Veröffentlichung bestimmt war".
"Durch Überschrift Dreh ins Fremdenfeindliche bekommen"
Gauland kritisierte in seinem Schreiben überdies, dass ein dritter Redakteur der Zeitung den Titel "Gauland beleidigt Boateng" gewählt habe. Diese Überschrift sei "durch keinen Satz im Text gedeckt". Er habe "an keiner Stelle ein Werturteil über Jerome Boateng abgegeben, den ich bis dato gar nicht kannte", schrieb Gauland. "Erst durch diese Überschrift haben die ansonsten richtigen Aussagen den Dreh ins Fremdenfeindliche, Rassistische bekommen".
Ihm sei es "nur um eine Beschreibung von Gefühlen" gegangen, "die wir alle überall in unserer Nachbarschaft wahrnehmen und die sich nicht dadurch vermindern, dass wir sie heuchlerisch nicht zur Kenntnis nehmen". Streng genommen habe er nicht Boateng beleidigt, "sondern diejenigen, die vielleicht nicht in seiner Nachbarschaft leben wollen, wenn er nicht ein berühmter Fußballstar wäre".
Ein AfD-Sprecher hatte bereits mitgeteilt, die Bundespartei prüfe, mit der Forderung nach Unterlassung gegen die Überschrift in der "FAS" vorzugehen. Gauland gilt als Vertreter des rechten Flügels der AfD. Seine Zitate in der "FAS" hatten ihm auch scharfe Kritik der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel eingebracht. Die Empörung über seine Aussagen knapp zwei Wochen vor Beginn der Fußball-EM bewog AfD-Chefin Frauke Petry zu einer Entschuldigung.
>>> Die Sicht der FAZ in der Causa
(APA/AFP/Red.)