Es war ein klarer Fehlpfiff

SOCCER - UEFA CL quali, Rijeka vs RBS
SOCCER - UEFA CL quali, Rijeka vs RBS(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Felix Roittner)
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Champions League und Salzburg, es bleibt ein Missverständnis. Häme und Spott erntet der Klub in Europa, auch im zehnten Anlauf zu scheitern, ist prägend. Spieler und Klub lasten das Aus nicht dem Referee an - die eigenen Fehler überwogen.

Es war ein klarer Fehlpfiff, der Red Bull Salzburg am Mittwoch empfindlich getroffen hat. Doch das neuerliche Scheitern im zehnten Anlauf auf die Fußball-Champions-League wollten die "Bullen" nach dem 0:0 in Rijeka nicht dem Schiedsrichter anlasten. Die Enttäuschung war nach dem vorzeitigen Aus in der dritten Quali-Runde ebenso groß wie die Erkenntnis, vor allem an sich selbst gescheitert zu sein.

"Das sind Menschen, Menschen machen Fehler. Wir hätten noch ein zweites Tor machen müssen. Fertig. Aus", sagte Salzburg-Trainer Marco Rose über die Fehlentscheidung des türkischen Schiedsrichters Hüseyin Göcek, der in der 54. Minute beim aberkannten Treffer von Reinhold Yabo ebenso wie seine Assistenten ein "kleines Detail" übersehen hatte: Rijeka-Verteidiger Stefan Ristovski war im Moment der entscheidenden Ballabgabe auf der Torauslinie gelegen, das Abseits damit aufgehoben. Bei aller Nachsicht für Göcek - vor der Abfahrt suchte Rose den Unparteiischen noch einmal zu einer Aussprache in der Kabine aus. "Alles gut", meinte er danach.

Auch Stefan Lainer wollte nicht mit einem Pfiff hadern. "Sudern hilft nicht, wir sind verdient draußen", stellte der Außenverteidiger klar. "Der Schiri versucht auch, sein Bestes zu geben. Wir haben genug Zeit gehabt, um es zu entscheiden, deswegen sind wir selbst schuld." Salzburg verstand es gegen einen höchst motivierten und von fast 8.000 Fans angetriebenen kroatischen Meister lange Zeit nicht, zu seinem Spiel zu finden. "Wir haben auch zu viele Konter zugelassen, haben nicht mutig genug vertikal gespielt. Immer wenn wir es getan haben, sind wir gefährlich geworden. Dann hatten wir mehr Zugriff", analysierte Rose.

Der 40-Jährige, als RB-Trainer nach sieben Pflichtspielen weiter ohne Niederlage, stellte sich vor seine Mannschaft. "Ich bin voll bei meinen Jungs. Sie haben sich voll reingehaut, den Widerständen hier getrotzt", betonte der Deutsche. "Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir es besser können." Sein Fazit: Man habe das Schicksal nicht gezwungen. "Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass wir über die gesamte Spielzeit das bessere Team waren", meinte er etwas nachdenklich.

Goalie Alexander Walke war davon hingegen überzeugt. "Man hat, glaube ich gesehen, dass wir versucht haben, ein vernünftiges Spiel zu machen. Es ist uns nicht alles geglückt, aber ich denke, dass wir über weite Strecken die bessere Mannschaft waren und uns einen Sieg verdient gehabt hätten", sagte der deutsche Routinier. "Wir müssen das sacken lassen, die Enttäuschung ist sehr groß", gab ein geknickter Lainer zu Protokoll. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt Österreichs Serienmeister aber ohnehin nicht. Am Samstag wartet bereits das Bundesliga-Heimspiel gegen die Admira. Rose: "Wir müssen uns schütteln."

Mit Alexander Gorgon hatte aber zumindest ein Österreicher Grund zum Jubeln. "Wir haben auch einiges an Glück gehabt, weil das Tor regulär war", gestand der Ex-Austrianer, der im Vorjahr nach Rijeka gewechselt war. "Die Fans haben uns brutal nach vorne gepusht, in der zweiten Hälfte war es eine Abwehrschlacht." Gorgon musste auch zugeben, dass der Spielplan nicht ganz umgesetzt werden konnte: "Wir haben uns in der zweiten Hälfte nur noch aufs Kontern verlassen, das hat nicht so geklappt. Wir wollten phasenweise kontrolliert nach vorne spielen, haben dann aber vor allem verteidigt."

Für den 28-Jährigen war der Erfolg überdies ein ganz persönlicher. "Ich weiß noch, wie ich im letzten Jahr belächelt wurde, als ich in die kroatische Liga gewechselt bin. Es gibt immer Neunmalkluge, die alles besser wissen. Es freut mich, dass jetzt alles zurückkommt und ich einige belehren konnte", erklärte Gorgon, der beim Königsklassen-Einzug der Austria 2013 verletzt zum Zuschauen verdammt war. "Es wäre schön, wenn ich jetzt die Hymne hören könnte."

Auf wen Salzburg nun im Play-off der Europa League (Spieltermine 17. bzw. 24. August) trifft, erfährt man am Freitag (13.00 Uhr). "Die nächsten Tage wird es natürlich noch schmerzen, aber wir haben jetzt in der Europa League noch die Chance. Das werden zwei Finalspiele für uns", sagte Außenverteidiger Andreas Ulmer, dessen Truppe gesetzt ist.

Im Gegensatz zur Gruppenphase der Königsklasse ist der Einzug in den Hauptbewerb der EL für die "Bullen" quasi Pflicht. Ein Scheitern würde folglich "schon sehr wehtun. Das ist das Budgetszenario, das ist das sportliche Szenario, das wir brauchen, um auch die jungen internationalen Talente nach Salzburg zu bringen", betonte der kaufmännische Geschäftsführer Stephan Reiter.

Spott in den sozialen Medien

Mit Hohn und Spott reagiert das Netz auf das Aus von Salzburg in der Champions-League-Qualifikation. So schreibt das deutsche Fußballmagazin "11 Freunde" auf Facebook: "Schön, dass man sich auf einige wenige Dinge in diesen rasanten Zeiten noch verlassen kann. Zum Beispiel auf RB Salzburg".

Auch das Sport-Portal Spox "gratuliert" den Salzburgern:

(APA)

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