WM-Feiern: Verletzter Dreijähriger und eine geräumte Champs-Elysees

Rund 30 Jugendliche, von denen viele vermummt waren, brachen in das Geschäft Publicis ein und verließen dieses mit Wein- und Champagnerflaschen.
Rund 30 Jugendliche, von denen viele vermummt waren, brachen in das Geschäft Publicis ein und verließen dieses mit Wein- und Champagnerflaschen. APA/AFP/LUDOVIC MARIN
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Der 4:2-Sieg der Franzosen über die Kroaten bescherte den Polizisten in Frankreich und Deutschland viel Arbeit: Geschäfte wurden gestürmt, Mülltonnen brannten - und Tränengas eingesetzt.

Der französische Sieg im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft bescherte den Franzosen nicht nur Jubelfeiern, sondern auch mehrere Zwischenfälle: Während hunderttausende Fans auf der berühmten Prachtmeile Champs-Elysees in Paris den 4:2-Sieg ihrer Nationalelf über die Kroaten feierten, zerstörten dutzende Jugendliche die Fensterscheiben eines Geschäfts auf dem Boulevard.

Rund 30 Jugendliche, von denen viele vermummt waren, brachen in das Geschäft Publicis ein und verließen dieses mit Wein- und Champagnerflaschen. Einige lachten und filmten sich selbst mit ihren Smartphones. Manche bewarfen die Sicherheitskräfte mit Gegenständen, die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas.

Auch in anderen französischen Städten gab es Ausschreitungen, darunter in Lyon, Marseille, Straßburg und Rouen. In Lyon lieferten sich rund hundert Jugendliche Zusammenstöße mit der Polizei, nachdem die Jugendlichen beim Public-Viewing des Spiels gegen Kroatien auf ein Polizeiauto geklettert waren. Die Polizei setzte Tränengas ein, die Jugendlichen warfen Gegenstände und setzten Mülltonnen in Brand. Auf einer Brücke versuchten rund 50 Jugendliche eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Es gab acht Festnahmen.

Dreijähriger und Sechsjährige von Motorrad angefahren

Überdies gab es mehrere schwere Unfälle am Rande der WM-Feiern: In Frouard nahe der ostfranzösischen Stadt Nancy wurden ein dreijähriger Bub und zwei sechsjährige Mädchen schwer verletzt, als sie während der Siegesfeiern von einem Motorrad angefahren wurden. Der Motorradfahrer flüchtete nach Angaben der Behörden.

Im südöstlichen Annecy starb laut Polizei ein 50-jähriger Mann, als er nach dem Schlusspfiff in einen flachen Kanal sprang und sich das Genick brach. In Saint-Felix in Nordfrankreich starb ein Mann in den Dreißigern, als er kurz nach dem WM-Spiel in einen Baum raste.

In Paris waren anlässlich der Feiern zum in Moskau ausgetragenen WM-Finale am Sonntag und des französischen Nationalfeiertags am Samstag rund 110.000 Polizisten im Einsatz. Das Land ist nach einer Reihe von Terroranschlägen seit 2015 nach wie vor in hoher Alarmbereitschaft.

55 Festnahmen bei Feiern kroatischer Fans in Stuttgart

Deutschland vermeldete in der Nacht auf Montag ebenfalls zahlreiche Festnahmen aufgrund der Feiern anlässlich des WM-Finales. Man habe in Summe 55 gewaltbereite Fans vorläufig festgenommen, die die Weisungen der Polizei nicht befolgt und auch Pyrotechnik eingesetzt hätten, sagte eine Sprecherin. Fünf Polizisten erlitten bei dem Einsatz leichte Blessuren.

In der Innenstadt verfolgten rund 7000 kroatische Fans das Endspiel ihrer Nationalmannschaft gegen Frankreich. Die meisten davon tummelten sich auf der Theodor-Heuss-Straße, einer mehrspurigen Hauptstraße, die während des Spiels auf einigen Hundert Metern für Autos gesperrt war. Rund 109.500 Baden-Württemberger sind kroatische Staatsbürger - das sind mehr als in jedem anderen deutschen Bundesland.

(APA/Reuters/dpa/Red.)

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