Statt Tore zu bejubeln sah Cristiano Ronaldo beim CL-Debüt für Juventus nach einer umstrittenen Entscheidung Rot. Der Star weinte, seine Schwester schimpfte in den sozialen Medien.
Der Auftakt zur Champions-League-Saison brachte spektakuläre Tore, Überraschungen und Kantersiege, nichts aber erregte die Gemüter mehr als die Rote Karte für Cristiano Ronaldo. Bei seinem ersten Spiel für Juventus Turin in der Königsklasse wurde der Superstar in Valencia bereits nach einer halben Stunde des Feldes verwiesen, ob zurecht, darüber wurde unter Experten und Fans auch am Tag danach heftig diskutiert. Nach einem Laufduell im gegnerischen Strafraum war Abwehrspieler Jeison Murillo zu Boden gegangen. Daraufhin griff Ronaldo ihm kurz, aber entschieden und kräftig in die Haare. Hätte Murillo längere Haare, die Aktion wäre für den Kolumbianer schmerzhaft gewesen, so aber hatte die Aktion einen Schuss Theatralik.
Der deutsche Unparteiische Felix Brych, der bei der Weltmeisterschaft negativ in Erscheinung getreten war, entschied nach Rücksprache mit Torrichter Marco Fritz auf Rot für den Portugiesen – gewiss eine harte Entscheidung, wenngleich laut Regelwerk vertretbar. Die Tränen Ronaldos waren noch nicht getrocknet, da war in den sozialen Medien bereits eine nicht enden wollende Diskussion im Gange. Spott und Hohn da, Mitleid für den fünffachen Weltfußballer dort. Ronaldos Schwester Katia Aveiro goss zusätzlich Öl ins Feuer, sie schrieb auf Instagram: „Man will meinen Bruder zerstören, aber Gott schläft nie. Für diese Tränen werden sie bezahlen. Schande über den Fußball – Gerechtigkeit wird kommen.“
Die Rote Karte für Ronaldo hatte auch die Debatte um den Videobeweis, der in der Champions League nicht zum Einsatz kommt, neu angeheizt. Juve-Coach Massimiliano Allegri hielt fest: „In so einer Situation würde der Videobeweis helfen. Dann hätte man gesehen, dass es kein Platzverweis hätte sein dürfen.“ Ronaldo habe danach lange gebraucht, um sich zu beruhigen, verriet Allegri. „Er war total sauer, fühlte sich ungerecht behandelt.“ Auch Leonardo Bonucci sprach von einem Fehler des Unparteiischen. „Ich weiß nicht, was der Schiedsrichter gesehen hat“, sagte der Routinier. Es habe sich um eine normale Auseinandersetzung gehalten, Ronaldo habe sich befreien wollen. Für Emre Can, Mittelfeldspieler im Dienst der „Alten Dame“, ist Haareziehen grundsätzlich kein Vergehen. „Wir sind doch keine Frauen, wir spielen Fußball.“ Ein, milde ausgedrückt, verzichtbarer Kommentar.
Old Trafford ohne CR7?
Auch Italiens Medien hatten nach dem Ronaldo-Debüt andere Schlagzeilen erwartet. „Rot nach 29 Minuten. Er geht in Tränen“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ online, „Cristiano Ronaldo vom Platz verwiesen und in Tränen“ die Turiner Zeitung „La Stampa“. Auch die spanische Sportzeitung „Marca“ stimmte mitein. „Das Drama von CR7. Cristiano geht weinend vor Machtlosigkeit.“
Ronaldo wollte bei seiner zwischenzeitlichen Rückkehr nach Spanien im Estadio Mestalla zu Valencia glänzen, stattdessen endete der Betriebsausflug im persönlichen Desaster. Zum ersten Mal im 154. Champions-League-Spiel sah der Portugiese die Rote Karte. Greift die Uefa hart durch und belegt Ronaldo mit einer Zwei-Spiele-Sperre, würde der 33-Jährige das Auswärtsspiel bei seinem Ex-Klub Manchester United am 23. Oktober verpassen. Die Entscheidung darüber fällt am 27. September. Seinen Frust von der Seele schießen kann sich der Stürmerstar schon am Sonntag beim Auswärtsspiel gegen Frosinone. Am vergangenen Wochenende waren Ronaldo seine ersten beiden Serie-A-Treffer geglückt.
(cg)