Fifa-Skandal: Auch WM-Bewerber unter Verdacht

Fifa-Präsident Joseph Blatter
Fifa-Präsident Joseph Blatter(c) EPA (Steffen Schmidt)
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Angeblich sind nicht nur Fifa-Funktionäre, sondern auch Spanien/Portugal und Katar ins Visier der Ethikkommission geraten. Für den Weltfußballverband geht es um das Image, für Präsident Blatter auch um seine Wiederwahl.

Zürich. FIFA-Präsident Joseph Blatter gibt im Bestechungsskandal, der den Fußball-Weltverband (FIFA) ins schiefe Licht gerücken hat, den entschlossenen Aufklärer. Doch die Zweifel an einer sauberen WM-Vergabe sind größer denn je. Zum Auftakt des Selbstreinigungsprozesses wurden nicht nur zwei Spitzenfunktionäre suspendiert, sondern auch zwei Bewerber um die WM-Turniere 2018 und 2022 ins Visier der FIFA-Untersucher genommen.

Nach Medienberichten sollen die Bewerbungen von Spanien/Portugal (für 2018) und Katar (für 2022) unter Verdacht stehen. Die FIFA-Ethikkommission untersucht "angebliche Absprachen zwischen Mitgliedsverbänden und ihren Bewerbungskomitees" im Rahmen des Bewerbungsverfahrens für die Weltmeisterschaften in acht bzw. zwölf Jahren. Dass es sich um die beiden Kandidaten handelt, wollte der Vorsitzende der Ethikkommission, Claudio Sulser, nicht bestätigen.

Fifa-Präsident Blatter unter Verdacht

Jetzt ist Blatter in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten als Kämpfer gefragt: gegen das verheerende Image der FIFA, für die "ordentliche" Vergabe der WM 2018 und 2022 und natürlich für seine Wiederwahl. Im Juni 2011 will der 74-jährige Schweizer erneut zum Chef des Verbandes gewählt werden und hat deshalb in selten dagewesenem Tempo und alternativloser Härte die Aufarbeitung der Affäre in seinem Haus eingeleitet.

"Unsere Gesellschaft ist voller Teufel und solche Teufel findest du eben auch im Fußball", sagte Blatter am Mittwoch in der FIFA-Zentrale in Zürich. Sechs "Teufel" hat er ausgemacht in seinen Reihen: die Exekutivkomitee-Mitglieder Amos Adamu aus Nigeria und Reynald Temarii aus Tahiti wurden suspendiert, weil sie bereit gewesen sein sollen, ihre Stimmen bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu verkaufen. Außerdem wurden die Funktionäre Slim Aloulou (Tunesien), Amadou Diakite (Mali), Ahongalu Fusimalohi (Tonga) und Ismael Bhamjee (Botsuana) vorläufig von allen "fußballbezogenen Aktivitäten" ausgeschlossen. Dem Quartett wirft die FIFA Verstöße gegen die FIFA-Statuten sowie den Ethik- und den Disziplinar-Code des Verbandes vor - alles im Zusammenhang mit den Entscheidungen über die WM-Vergabe.

Die Suspendierung der beiden "Regierungsmitglieder" gilt zunächst für 30 Tage und kann für weitere 20 Tage verlängert werden. In einer weiteren Sitzung der Ethik-Kommission zwischen dem 15. und 17. November soll erneut beraten werden. Dann fällt die Entscheidung, ob Adamu und Temarii bei der Vergabe der WM-Turniere mitstimmen dürfen. An dem Termin 2. Dezember soll vorerst festgehalten werden. Für 2018 konkurrieren Belgien/Niederlande, England, Russland und Spanien/Portugal. Für 2022 treten die außereuropäischen Kandidaten USA, Katar, Südkorea, Japan und Australien an.

Nicht der erste Fifa-Skandal

Wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird auch der Fußball-Weltverband nicht zum ersten Mal von Korruptionsvorwürfen erschüttert, in deren Mittelpunkt nicht selten Blatter selbst stand. Und so wie das IOC vor den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City 2002 den Bestechungsskandal in den eigenen Reihen aufarbeitete, will nun auch die FIFA ausmisten. Eine externe Untersuchung sei nicht nötig, sagte Sulser.

Blatter stehen stürmische Wochen bevor - doch um seinen Posten muss er nicht fürchten. "Das wird ihm nicht gefährlich. Das wird seine Position eher stärken, weil er sofort die richtigen Schritte eingeleitet hat", sagte Bach in Acapulco. Die "NZZ" schrieb: "Blatters Integrität steht im laufenden Prozess nicht zur Debatte - was allerdings nicht heißt, dass sie über alle Zweifel erhaben ist."

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