"Massiver Vertrauensbruch": Rapid entlässt Pacult

Peter Pacult
Peter Pacult(c) GEPA pictures (Gepa Pictures/ M. Hoermandinger)
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Peter Pacult ist nicht länger Trainer von Österreichs Rekordmeister Rapid Wien. Noch vor dem Montagstraining wurde er entlassen. Ein Wechsel nach Leipzig ist nun noch wahrscheinlicher.

Der Trainerkonflikt bei Rapid Wien endete am Montag mit einem Knalleffekt: Peter Pacult ist mit sofortiger Wirkung nicht mehr Trainer der Grünweißen. Wegen eines "massiven Vertrauensbruchs zwischen der Klubführung und Trainer" wurde er noch vor dem Montagstraining entlassen.

Pacult wurde in den letzten Tagen mit einem Wechsel zum deutschen Viertligisten Red Bull Leipzig in Verbindung gebracht - vor allem nach einem gemeinsamen Heurigenbesuch mit Didi Mateschitz. Der Wiener dementierte gegenüber Präsident Rudolf Edlinger und General Manager Werner Kuhn umgehend und versuchte gegenüber Journalisten auf unorthodoxe Weise diese Gerüchte zu zerstreuen: Er zeichnete nach dem verlorenen Match gegen Sturm die Sitzordnung auf, die zeigte, dass er  neben der Gattin von Ex-Kanzler Vranitzky gesessen sei. Pacults Argument: In so einer Runde führe man doch keine Vertragsverhandlungen. Ein klares Dementi blieb allerdings aus.

Am Montag fiel dann das für 9.30 Uhr angesetzte Training aus, stattdessen erfuhren die Spieler in der Kabine von Werner Kuhn von der Entlassung des gesamten Betreuerstabs, dem auch Leopold Rotter (Co-Trainer), Manfred Kohlbacher (Tormann-Trainer) und Christian Canestrini (Fitness-Coach) angehörten.

Nachfolger gesucht

Das Training wurde auf 15.30 Uhr verlegt und vom ehemaligen Co-Trainer Zoran Barisic geleitet - und damit ausgerechnet von jenem Mann, dessen Absetzung durch Pacult im Sommer 2009 hohe Wellen geschlagen hatte. Barisic dürfte allerdings nur eine Interimslösung sein. Als Anwärter auf den Trainerposten gelten u.a. U21-Teamchef Andreas Herzog oder Wiener-Neustadt-Coach Peter Schöttel.

Für Pacult wäre jetzt der Weg nach Leipzig frei. Durch die Entlassung bei Rapid, wo Pacult noch bis 2012 unter Vertrag gestanden wäre, muss sein neuer Verein keine Ablöse für ihn bezahlen.

Peter Pacult - Kein "einfacher" Trainer

Für kontroversielle Aktionen war Pacult während seiner Rapid-Zeit immer zu haben. Der permanente Konflikt zwischen dem Trainer und dem Sportdirektor war nur ein Auswuchs, für Aufsehen sorgten auch Konflikte mit gegnerischen Fans - jene von Sturm Graz bekamen vor einem Jahr Pacults Mittelfinger präsentiert - und mit eigenen Anhängern. Die Rapid-Ultras hatten dem Wiener seine Austria-Vergangenheit nicht verziehen.

Auch unter den Spielern war Pacult nicht allzu beliebt, was weniger an den harten Trainingsmethoden, sondern vor allem an der geringen Kommunikation zwischen Mannschaft und Trainer lag. Dem Erfolg tat das angespannte Verhältnis aber lange keinen Abbruch. Pacult übernahm im September 2006 eine am Boden liegende Mannschaft, führte sie im Mai 2007 auf Endrang vier und machte sie ein Jahr später sogar zum Meister.

Im August 2009 und 2010 erreichten die Hütteldorfer jeweils die Gruppenphase der Europa League. Geschafft wurde dies durch Erfolge über Aston Villa, womit Pacult das Kunststück gelang, erstmals einen österreichischen Klub zu einem Europacup-Aufstieg gegen ein englisches Team zu führen.

Die insgesamt sechs Europa-League-Heimspiele bescherten Rapid zwar mit Ausnahme eines 3:0 über den Hamburger SV keine sportlichen Erfolge, aber sechsmal ein ausverkauftes Happel-Stadion. Durch diese Einnahmen sowie durch die millionenschweren Verkäufe von Ümit Korkmaz, Erwin Hoffer, Stefan Maierhofer oder Nikica Jelavic wurde Rapid in Pacults Zeit vom Sanierungsfall zu einem finanziell gesunden Klub.

Aus sportlicher Sicht lief es zuletzt jedoch alles andere als wunschgemäß. Aufgrund der Niederlage gegen Sturm liegen die Grün-Weißen als Fünfte schon acht Punkte hinter Spitzenreiter Austria und drohen das Saisonziel - das Erreichen eines internationalen Startplatzes - zu verpassen. Allerdings könnte Rapid auch noch über den Umweg Cup das Europacup-Ticket lösen, im Viertelfinale wartet am 20. April ein Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten SV Mattersburg.

(Red./APA)

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