Blatter: Der Frauenversteher versteht sein Geschäft

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Der Präsident des Weltfußballverbandes will für die Fifa-Exekutive eine Frauenquote installieren. Mit einer Aufwertung der Ethikkommission will er den Fußball-Weltverband reformieren.

Zürich/Mhk. Es ist Wahlkampf. Weltweit. Denn am 1. Juni wählt die Weltfußballfamilie ein neues Familienoberhaupt. Der Wahl stellen sich der Schweizer Joseph S(epp). Blatter, der das Präsidentenamt seit 1998 inne hat, und Mohamed bin Hammam. Er ist Präsident des asiatischen Fußballverbandes und holte die Fußball-WM 2022 in sein Land Katar.

„Ein Macho-Gebilde“

Blatter also ist damit beschäftigt, Wahlzuckerl zu verteilen. Die 53 wahlberechtigten Mitglieder aus Afrika hat er schon längst auf seiner Seite. Immerhin bescherte Blatter dem Kontinent im vergangenen Jahr erstmals eine Weltmeisterschaft. Nun hat Blatter „gender mainstreaming“ als Thema entdeckt. Mit einer Frauenquote für das Exekutivkomitee, einer Aufwertung der Ethikkommission und einer offensiveren Außendarstellung will Blatter den Fußball-Weltverband reformieren. Die Exekutive sei „ein Macho-Gebilde mit 24 Mitgliedern“, sagte der 75-Jährige. „Wir sollten eine Frauenquote fördern und auf 25 erhöhen.“ Im Fall seiner Wiederwahl kündigte er noch „professionelle Arbeit“ an.

Dem Duell mit seinem Herausforderer Mohamed bin Hammam, der die Mehrheit der asiatischen Stimmen erhalten dürfte, sieht Blatter optimistisch entgegen. „Ich kann die Wahl nicht verlieren“, sagte er. Tatsächlich scheint sich der Schweizer allem Anschein nach auf eine vierte und letzte Amtszeit einstellen zu können.

Denn ungeachtet der jüngsten Korruptionsvorwürfe gegen hochrangige Fifa-Funktionäre signalisieren auch die Stimmberechtigten aus Europa, für Blatter stimmen zu wollen. Zudem scheinen Blatter die zehn Stimmen des südamerikanischen Verbands sicher zu sein. Während die Ozeanier eher Pro-Blatter sind, herrscht Unsicherheit über das Wahlverhalten der Mittel- und Nordamerikaner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2011)

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