Sturm nach sonderbarem Handspiel fast schon Meister

Jubel bei Sturm
Jubel bei Sturm(c) REUTERS (Heinz-peter Bader)
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Wenige Minuten vor Spielende beging der Wiener Neustädter Edin Salkic ein völlig unmotiviertes Handspiel im Strafraum. Sturm Graz verwertete den Elfmeter und gewann 2:1. Ein Spiel mit vielen Fragezeichen.

[Wr. Neustadt] Das Wort „Skandal" raunte durch das Wiener Neustädter Stadion. Denn der 2:1-Sieg des Tabellenführers aus Graz kam auf äußerst dubiose Weise zustande. In der 86. Minute holte der Wiener Neustädter Edin Salkic eine Flanke völlig unmotiviert mit der Hand herunter. Der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Muratovic ließ sich dieses Geschenk nicht entgehen und stellte auf 2:1.

Bis zu diesem Zeitpunkt wackelte der Tabellenführer in Niederösterreich gehörig. Es ist ein Spiel, das noch lange Zeit für Diskussionen sorgen wird. Das Handspiel erinnerte frappant an jenes der Vienna gegen Austria Lustenau. Bekanntlich wird in der Causa Vienna mittlerweile wegen des Verdachts des Wettbetrugs ermittelt. In Wiener Neustadt bekommt der Sieg der Grazer zumindest einen bitteren Beigeschmack.

Dabei startete Sturm wie aus der Pistole geschossen in das Spiel. Nach fünf Minuten tauchte Goalgetter Roman Kienast allein vor Wiener Neustadts Torhüter Manfred Razenböck auf, doch der Ersatzkeeper kann den Ball abwehren. Es war eine Riesenchance für den Führenden in der Torschützenliste. Und wer nun glaubte, dass es in dieser Tonart weitergehe, irrte gewaltig. Denn es war bis zum Halbzeitpfiff die einzige nennenswerte Aktion des Tabellenführers.

Trainer Franco Foda schien an der Seitenlinie zu verzweifeln, wild gestikulierend versuchte er, seine Mannschaft anzutreiben. Es war ein komisches Spiel für die Niederösterreicher. Denn sie spielten vor ausverkauftem Haus quasi eine Auswärtspartie. Die meisten der 7000 Zuschauer waren aus Graz angereist. Und in der 55. Minute blieb den Gästen beinahe der Atem weg. Denn Christian Thonhofer zog knapp innerhalb des Strafraums ab: Lattenpendler. Noch einmal konnten die Sturm-Fans durchatmen. Aber nur wenige Minuten lang. Die nächste Hiobsbotschaft kam aus Salzburg. Dort hatte Alan den Meister 2:1 in Führung gebracht. Zu diesem Zeitpunkt hieß der neue Tabellenführer also Red Bull Salzburg.

Sturm konterte eines angehenden Meisters würdig. In der 62. Minute schoss Florian Kainz den Führungstreffer. Foda hatte den 19-jährigen Kainz erst nach der Pause gebracht. Plötzlich war die Welt für die Sturm-Fans wieder in Ordnung. „Wir werden Meister", hallte es von den Tribünen.

Doch Wr. Neustadt blieb weiterhin gefährlich. Der eingewechselte Helly wurde von Burgstaller an der Strafraumgrenze zu Fall gebracht. Alexander Grünwald zirkelte den Freistoß ins kurze Eck. 1:1 nach 75 Minuten. Erst als ein Wiener Neustädter Handball spielte, war die Grazer Fußballwelt wieder in Ordnung.

("Die Presse", Printausgabe vom 23. Mai)

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