Länderspiel-Analyse: David Alaba zeigt den Weg vor

Janko und Alaba
Janko und Alaba(c) REUTERS (Dominic Ebenbichler)
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Der 19-jährige Legionär von Bayern München hat sich bereits zum Leistungsträger entwickelt. Andere Teamspieler wie Marko Arnautovic hingegen schwimmen nur in der Masse mit.

[Klagenfurt] Die im Fußball nicht gerade erfolgsverwöhnten Österreicher haben gelernt, selbstkritisch zu sein. Nicht alle, das wäre vermutlich auch zu viel verlangt, vor allem nach einem 3:1-Sieg gegen Finnland. Zumindest das Ergebnis hat in Klagenfurt gestimmt, ein auf doch recht bescheidenem Niveau agierender Gegner wurde klar geschlagen, Ruhmestat aber war das keine. In den vergangenen Jahren sind erste Länderspiele nach der Winterpause oft in die Binsen gegangen, diesmal hat der Kontrahent brav mitgespielt, auch der Schiedsrichter war gnädig, hat einen Elfmeter verhängt, der eher wie ein Geschenk an den Gastgeber wirkte.

Die Vorbereitungszeit war kurz, aber Teamchef Marcel Koller hat bei einigen Kandidaten schon gesehen, ob er sich auf sie verlassen kann. Einer davon ist David Alaba, der auch im Teamtrikot einen erfrischenden Eindruck machte. Er suchte den Ballkontakt, den Weg in die Spitze, stopfte Löcher, zog seine Kreise im Mittelfeld, ohne sich dabei selbst zu inszenieren. Es ist nicht verwunderlich, dass dieser Teenager auch bei den Bayern geschätzt wird - weil er längst wertvoller als andere geworden ist. Wertvoller als beispielsweise ein Marko Arnautović, der in dieser Verfassung eher zur Belastung für eine Mannschaft wird.

Koller registrierte, dass Arnautović die Selbstkritik entdeckt hat, wollte aber grundsätzlich eher die positiven Dinge des Abends hervorstreichen. „Freuen wir uns, dass David Alaba so ein hervorragender Spieler ist. Bei den Bayern spielt er eher defensiv, aber ich habe ihm gesagt, er soll auch weiter nach vorne gehen. Es ist wichtig, dass ihm bewusst ist, dass er auch in den Abschluss gehen muss."

Der 19-Jährige erinnert den Schweizer an den jungen Lukas Podolski, den er als 18-Jährigen zu den Profis des 1. FC Köln geholt hat. „Auch er war in diesem Alter schon so präsent. Und ich habe nicht das Gefühl, dass Alaba die Erfolge zu Kopf steigen oder dass er abhebt."
Verlassen kann sich Marcel Koller auch auf Martin Harnik, der voller Selbstvertrauen aus Stuttgart gekommen ist, gegen Finnland vielleicht nicht seinen besten Tag erwischt hat, aber dennoch seine Klasse unter Beweis stellen konnte. Er hat bei seinem Treffer zum 2:0 Mut bewiesen, den Zusammenprall mit dem finnischen Keeper in Kauf genommen. „Diese Nase", sagt er, „die bricht niemand so leicht!" Daraus spricht der Wille zum Sieg und zum Widerstand. Ihm selbst war das alles jedoch zu wenig. „Da gibt es noch genug Luft nach oben, das muss noch viel besser gehen."

Der erkrankte Teamchef Koller, der von Fieber und Heiserkeit geplagt wurde, blickt nun bereits wieder in die nahe Zukunft. Wobei das nächste Länderspiel erst in drei Monaten (1. Juni gegen die Ukraine) steigt. Nicht ideal, aber nicht zu ändern. Es bleibt also viel Zeit, um die Klagenfurter Eindrücke zu verarbeiten. „Wir müssen nicht immer das Negative sehen. Es wäre gut, wenn im Vordergrund steht, dass wir nicht das perfekte Spiel gezeigt haben, aber trotzdem gewonnen haben. Mit Siegen bekommt man Selbstvertrauen, und das ist letztendlich wichtig."

Zufrieden war Teamchef Koller mit dem einen oder anderen Kaderspieler. „Suttner hat sehr routiniert gespielt, man hat nicht gemerkt, dass es sein Debüt ist. Junuzović hat etwas bewegt und Burgstaller hat in den zehn Minuten gezeigt, dass wir so einen Spieler wie ihn brauchen können", sagt er. Aber Koller weiß auch, dass in der WM-Qualifikation andere Leistungen notwendig sein werden.

("Die Presse", Printausgabe vom 2. März 2012)

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