SOS: Englands Klubs in Not

(c) EPA (ANDY RAIN)
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Champions League: Chelsea muss gegen Napoli einen 1:3-Rückstand wettmachen, um eine schwache Saison und Englands Ehre zu retten.

London. „Sie können Ihre eigene Meinung haben. Aber aus meiner Sicht war das die beste Mannschaft.“ Das antwortete André Villas-Boas vor drei Wochen auf die Frage, warum er gerade Ashley Cole, Michael Essien, Frank Lampard und Fernando Torres auf der Bank hatte sitzen lassen. Das Interview nach der überraschenden 1:3-Niederlage in der Champions League gegen SSC Neapel bestritt Villas-Boas noch souverän. Knapp zwei Wochen und ein verlorenes Spiel später war der 34-Jährige seinen Job als Chelsea-Trainer los.

In der Premier League spielt der Klub längst nicht mehr um die Meisterschaft mit, auch vor dem heutigen Achtelfinal-Rückspiel naht das Aus. Napoli führt 3:1, und nur eingefleischte Blues-Fans träumen von der Trendwende. Sollten die Londoner auf der Strecke bleiben, würde das Viertelfinale der Königsklasse erstmals seit 1996 ohne englischen Klub über die Bühne gehen.

Es ist eine markante Situation, in der sich der englische Fußball wiederfindet. Der Gewinn der Premier League spielt sich nur zwischen zwei Mannschaften aus Manchester ab, und für die großen Klubs aus London, denen auf Rang zwei 13 bis 17 Punkte fehlen, geht es bloß noch um die Stadtmeisterschaft. Derzeit am schlechtesten steht es um den reichsten Verein, FC Chelsea, der in der Liga nur auf Rang fünf steht. Die letzte Chance, eine bislang verkorkste Saison noch zu retten, haben die West-Londoner als letzter englischer Klub in der Champions League. Manchester City und United spielen hingegen am Donnerstag „nur“ in der Europa League und stehen selbst dort mit dem Rücken zur Wand.

Durchwegs Enttäuschungen

„SOS – Save Our Season“ appellierte der „Daily Mirror“ an Manchester Citys Angreifer Carlos Tevez. Der könnte nach einer monatelangen Disziplinarsperre wieder in die Mannschaft rücken. Für City, das am Wochenende nach der 1:0-Niederlage in Swansea die Tabellenführung in der Premier League an Lokalrivalen United abgab, wäre ein Ausscheiden im Europacup eine besondere Enttäuschung. Der Besitzer, Scheich Mansour bin Zayed al-Nahyan, hat in dreieinhalb Jahren 700 Millionen Euro in den Klub gepumpt. Und dafür hätte er sich schon den Meistertitel und den Triumph in der Champions League erwartet.

Ähnlich sieht es für United aus. Nach dem schwachen Abschneiden in der Champions League verlor die Mannschaft das Achtelfinal-Hinspiel der Europa League mit 2:3 gegen Athletic Bilbao. Für United ist dabei immerhin die Champions-League-Teilnahme, bei der Vereine die meisten Einnahmen generieren können, für die kommende Saison so gut wie gesichert. Der Abstand auf Rang fünf der Premier League, der noch für die Europa League reichen würde, beträgt nunmehr 18 Punkte.

Auf diesem Platz auch am Saisonende zu stehen, wäre eine Katastrophe für das mit teuren Stars gespickte Chelsea. Auf den Plätzen drei und vier stehen die anderen Londoner Klubs Tottenham und Arsenal. Die verkorkste Saison kann der Klub nur noch in der Champions League in Ordnung bringen. Da muss Chelsea aber mindestens mit 2:0 gegen Neapel gewinnen. Interimstrainer Roberto Di Matteo glaubt an seine Elf. Wenn Arsenal mit 3:0 gegen Milan gewinnen könne, „können wir auch Neapel schlagen. Napoli hat zwar die Spieler, um einem wehzutun. Aber wir werden ihnen das Leben schwer machen.“

Auf einen Blick

Nur noch Chelsea kann England vor einer Pleite in der Champions League bewahren. Sollten die Londoner heute gegen Napoli auf der Strecke bleiben, würde das Viertelfinale der Königsklasse erstmals seit 1996 ohne englischen Klub stattfinden. Die Gefahr des Ausscheidens ist groß, das Achtelfinal-Hinspiel ging mit 1:3 verloren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2012)

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